Nach dem Verkauf unseres Jeeps und den ersten Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmittel war uns recht schnell klar: ohne eigenes Auto wollen wir nicht mehr weiter durch Australien reisen. Nur eines stand noch auf unserer Liste. Bevor wir Australien den Rücken kehren, wollten wir nochmal ans Great Barrier Riff. Diesmal nicht ans äußere Riff, sondern auf eine der Koralleninseln. Davon gibt es auf fast 2.000 Kilometern Riff-Länge richtig viele. Manche nur per privatem Boot zugänglich, andere mit teuren Resorts verbaut, wieder andere mit einfachen Campingplätzen in Nationalparks erschlossen. Und dann gibt es noch ein paar, die wundersamerweise fast ausschließlich die Einheimischen besuchen.

So wie Keppel Island. Die kleine Insel liegt gerade einmal 30 Minuten Fährfahrt vor Rockhampton. Sie wurde uns von unserem Farmer Andrew empfohlen und ist noch ein echter Geheimtipp.

Einst lockte ein luxuriöses Resort ausschließlich gut betuchte Australier auf die kleine Insel. Seit einigen Jahren steht dieses aber leer und verfällt zunehmend. Pläne, die Insel zu einer Backpacker-Oase zu machen scheiterten ebenso wie die geplante Neueröffnung einer luxuriösen Hotelanlage. Und so gibt es heute nur eine Handvoll kleiner Unterkünfte, die sich auf einem Zipfel der weitläufigen Insel konzentrieren. Dazwischen: bewaldete Hügel, von Palmen eingesäumte Wanderwege und drumherum gleich 17 Sandstrände – einer weißer als der andere.

Da es auf der Insel nur einen kleinen Souvenirshop mit wenigen Lebensmitteln und Getränken gibt und eine nur freitags geöffnete Pizzeria, haben wir alles, was wir für ein langes Inselwochenende brauchen, vom Festland mitgebracht. Insklusive 20 Liter Wasser, Nudeln, Wein und Gaskocher. Da kommen einige Kilo zusammen. Bei herrlichen 35 Grad und praller Dezembersonne verspüren wir daher keinen Drang erstmal über die gesamte Länge der Insel zu laufen, wie wir es sonst ja gerne tun. Deshalb laufen wir auf einem schönen überwucherten Wanderweg über Stock und Stein in einer Stunde zum Monkey Beach. Der lange weisse Sandstrand knirscht beim Gehen unter den Füße. Wir suchen uns einen Platz unter den knorrigen Bäumen die den breiten Strand säumen, bauen uns ein Sonnensegel und hüpfen erstmal ins Wasser.

Den Rest des Tages verbringen wir mit herrlichem Strandleben: schwimmen, schnorcheln, lesen, in den strahlen blauen Himmel schauen – und dasselbe wieder von vorn. Als auch die letzten Tagestouristen den Strand verlassen haben, bauen wir unser Zelt auf, schauen in den funkelnden Sternenhimmel und lassen die letzten Monate in Australien Revue passieren. Ein bisschen fühlen wir uns wie Robinson Crusoe. Der nächste Tag ist mehr oder weniger eine Wiederholung der ersten. Wir lesen, schwimmen, schnorcheln und erkunden den Long Beach. Auch der ist schneeweiss und quietscht zwischen den Zehen. Abends sitzen wir mit Erika aus Schweden und James aus England am Lagerfeuer und erzählen uns Reisegeschichten.

Bevor wir am späten Sonntagnachnittag wieder die Fähre zurück aufs Festland nehmen, schnorcheln wir zum Abschluss noch am Shelving Beach. Hier tummeln sich viele farbenfrohe Riff-Fische und wir sehen mit Abstand die schönsten Korallen des Wochenendes. Sogar eine große Schildkröte, einen blaugepunkteten gelben Stachelrochen und einen Leopardenhai entdecken wir am sandigen Meeresboden.

Nach dieser Einstimmung auf unsere nächste Destination Südsee heißt es am nächsten Morgen noch einmal früh aus den Federn. Da wir die kurze Nacht im Park campen, ist das Aufstehen um 4.30 Uhr halb so wild 😀 Über das Mitfahrportal coseats.com haben wir einen Lift (=Mitfahrgelegenheit) nach Brisbane gefunden. In seinem großen LKW bringt uns Brandon für einen Bruchteil dessen, was uns Bus-.Zug- oder Flugtickets gekostet hätte, in die Hauptstadt Queensland. Gute Laune und Musik in der Fahrerkabine inklusive 😀

Da wir in Brisbane schon zu Beginn unserer Reise durch Australien einen dreitägigen Aufenthalt eingelegt hatten, steht dieses Mal kein Sightseeing auf dem Programm. Stattdessen wollen wir mal wieder einiges an Ausrüstung ersetzen. Da Brisbane die Stadt mit dem teuersten öffentlichen Transportsystem Australiens ist und wir hauptsächlich in Shoppingcentern außerhalb unterwegs sein werden, überlegen wir uns eine kreative Idee, um Geld zu sparen: wir mieten uns für 2 Tage einen Kleinwagen! Das ist günstiger als 1 Übernachtung im Hostel, mobil sind wir damit auch – und im Auto schlafen wir – wie in den Monaten mit Lion King erprobt – ja eh ganz ausgezeichnet 🙂

Am 25. November morgens um 10.00 Uhr ist es dann schließlich soweit: nach mehr als spannenden 11 Monaten verlassen wir den roten Kontinent wieder. Der Abschied fällt uns nicht ganz leicht – so vieles haben wir downunder erlebt, so viele wunderbare Menschen kennengelernt, zum ersten Mal live Kängurus, Koalabären und viele andere exotische Tiere gesehen, dutzende Male hat uns die Natur die Münder vor Staunen offen stehen lassen und so viele einmalige Erinnerungen haben wir entlang der insgesamt 40.000 Kilomter Roadtrip rund um Australien gesammelt.

Aber irgendwie spüren wir, dass es nun Zeit ist für neue Abenteuer. Aus dem Flieger werfen wir mit einem lachenden und einem weinenden Auge einen letzten Blick auf das Great Barrier Reef. Danke, Australien! Wir hatten eine geile Zeit!!

2 Gedanken auf \"Letzte Tage in Australien – Psst: Geheimtipp\"

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