Wir wachen bereits auf, bevor unser Wecker klingelt. Es ist noch dunkel an unserem Schlafplatz neben dem kleinen Bächlein, das durch den moosbewachsenen Wald in der Nähe von Port Douglas plätschert. Wie die meisten Touristen zieht auch uns eigentlich nur ein Grund in den kleinen Ferienort an der Ostküste: Das Great Barrier Reef (GBR)! Das größte zusammenhängende Riffsystem der Welt erstreckt sich über 2.700 km von Bundaberg bis hoch zur Spitze Cape York´s entlang der Ostküste Australien´s. Aufgrund seiner einzigartigen und vielfältigen marinen Pflanzen- und Tierwelt wurde es neben dem Titel als UNESCO Welterbe auch zu einem der 7 natürlichen Weltwundern erklärt. Jeder, der schon einmal Unterwasser-Bilder von hier gesehen hat, weiß wie besonders es hier unten aussieht: verschieden farbene Korallen, riesige Meeresfarne, Riffhaie, allerlei kurios geformte Fischarten und natürlich farbenprächtige Rifffische wie Nemo den Clownfisch lassen einen in eine andere Welt eintauchen.

Tolle Korallenfelder
Solche Bilder waren es auch, die schon vor vielen Jahren in uns den Wunsch weckten, das Great Barrier einmal mit eigenen Augen zu sehen. Vor allem um hier tauchen zu können, hat Biene letztes Jahr auf Pulau Weh ihr OWD-Tauchzertifikat abgelegt. Ein lang gehegter Traum sollte sich also heute für uns erfüllen.

Einer, für den wir ein tolles Geschenk eingelöst haben. Bootstouren zum Great Barrier Reef sind nämlich leider alles andere als günstig! Und von Port Douglas aus sind die Touren generell noch etwas teurer als von Cairns, wo der große Wettbewerb die Preise drückt. Dafür soll das Riff im nördlichen Bereich in besserem Zustand sein und die Natur durch hohe Umweltauflagen besser geschützt werden. Das ist uns einen Aufschlag wert. Also haben wir für unseren Trip zum Great Barrier Reef das super-duper-fette Ostergeschenk ausgepackt, das uns der Osterhase von Biene´s Verwandtschaft extra nach Australien gehoppelt hat!

Ostergrüße
DANKE, IHR LIEBEN!!!

Vorfreudig springen wir also an diesem Morgen aus dem Auto, klappen unseren Tisch zusammen, packen Handtücher, Sonnencreme, Kamera und Biene´s Tauchlizenz in unsere Drybag und fahren nach Port Douglas zur Marina. Wir spüren ein Kribbeln im Bauch. Biene googelt zur Auffrischung schnell nochmal die wichtigsten Tauchregeln…

Wir haben uns für unsere Bootstour für die Poseidon entschieden. Bei der Auswahl des Unternehmens und des Schiffes waren uns wichtig:

  • Wieviele Personen gehen auf das Boot?
  • Was wird angefahren? Inneres Riff, äußeres Riff oder eine Unterwasserstation?
  • Wieviele verschiedene Schnorchel-/Tauchplätze werden besucht?
  • Wieviel Zeit verbringen wir tatsächlich im Wasser?
  • Was ist im Preis inbegriffen? (Viele Anbieter erheben einen zusätzlichen „Treibstoffaufschlag“ oder berechnen die Riff-Schutzgebühr extra.)
  • Sind Getränke/Mahlzeiten an Bord inklusive?
    Wichtig für Taucher:
  • Welche Ausrüstung und wieviele Tauchgänge sind im Preis inbegriffen? Wieviele Taucher kommen auf einen Tauchleiter?
    Greift eine Tauchversicherung? (sollte die eigene AKV Tauchunfälle ausschließen)

Bei unserer Recherche im Vorfeld fanden wir recht schnell heraus, dass es von Port Douglas aus zwar unterschiedliche Boote gibt, die aber (außer einem Segelschiff) alle zur selben Unternehmensgruppe gehören und ähnliche Preise haben. Wir haben uns daher für das kleinste Schiff der Flotte (max. Personenzahl: 40) entschieden, das die Ribbon Reefs (=das äußere Riff, hier ist die Sichtweite besser und das marine Gewusel spannender) anfährt.

Nachdem es die letzten Tage schönstes Wetter war und der Wetterbericht auch für die kommenden Tage wieder Sonnenschein ankündigt, ist es heute leider ziemlich bewölkt und windig… Dementsprechend hoch ist auch der Wellengang. Leider keine idealen Schnorchel- und Tauchbedingungen. Bei gutem Wetter herrscht eine Sichtweite von bis zu 60 Metern durch den kristallklaren Ozean und das Leben unter Wasser bietet ein farbenfrohes Arrangement wunderschöner Farben.
Um 8 Uhr geht das Boarding los. Kurz danach werden die Leinen der Poseidon losgemacht und der windschnittige Katamaran legt ab. Die Fahrt zum Agincourt Reef, das zum äußeren Riff gehört, dauert eineinhalb Stunden. Der Captain begrüßt alle Passagiere an Bord, es wird Kaffee, Tee und Sandwiches zum Frühstück gereicht. Für die Taucher beginnt direkt die Einweisung, das Ausfüllen der Gesundheitsbögen und das Briefing zum ersten Tauchspot. Dann wird die Ausrüstung zugeteilt und angepasst und nochmal alles kontrolliert. Die Schnorchler sitzen währenddessen separat im Innern des Bootes oder oben auf dem Deck bei der hier stattfindenden Präsentation zum Great Barrier Reef. Deshalb sind sie auch die Ersten, die den auftauchenden Buckelwal mit Kalb neben dem Boot entdecken. Heute hat Mama Wal leider keine Lust zu spielen und schwimmt nach wenigen Minuten und einige Male Schwanzflossen klatschen mit ihrem Kalb davon.

Und dann sind wir auch schon am ersten Tauch-/Schnorchelplatz: die 3 Schwestern heißen die prominent vom Meeresgrund aufragenden Felsentürme, die dicht mit mehrfarbigen Korallen bewachsen sind. Der Ozean hat hier nur eine ungefähre Tiefe von 15 Metern. So kann Uli trotz wolkenverhangenem Himmel und Wellengang auch beim schnorcheln gut die wunderschönen bunten Korallen am Meeresgrund und die unzähligen Schwärme von Papageien-, Süßlippen- und Triggerfischen, Moorish Idols und all die anderen farbenprächtigen Rifffische sehen. Beim Tauchen macht Biene eine besondere Entdeckung – nachdem wir in Whyalla den Riesenkraken bei ihrem Paarungsschauspiel zuschauen durften, sieht sie hier in versteckten Felsenlöchern ihre abgelegten Eier.

Quietschgelber Trompetenfisch

Nach 45 Minuten im Wasser geht es direkt weiter. Es ist gerade genug Zeit um uns kurz begeistert darüber auszutauschen, was wir alles entdeckt haben, dann sind wir schon am 2. Spot: The Point, ein Tauchspot am Agincourt Riff. Auch hier sehen wir trotz durchschnittlicher Sichtweise von nur ca. 10 Metern viele tolle Rifffische, Trompetenfische, farbenfrohe Korallen und eine ganze Großfamilie an Clownfischen. Sogar die Jäger der Ozeane zeigen sich: 2 Riffhaie schwimmen elegant in nur wenigen Metern Abstand zu uns über den Meeresboden. Beim Schnorcheln wird Uli deutlich, dass wir uns hier anders als in Asien (wo wir meist unser eigenes Boot hatten) auf einer Standard-Tour befinden und viele der Teilnehmer das erste Mal im freien Ozean schwimmen: obwohl er nicht am geführten Schnorchelgang teilnimmt, wird er energisch zurückgepfiffen, als er sich beim schnorcheln etwas weiter von der großen Gruppe mit Schwimmhilfen entfernt… Sicherheit geht vor 😀

Im Anschluss an diese 45 Minuten gibt es Mittagessen. Hungrig machen wir uns über das Buffet mit Shrimps und tropischen Salaten her. Und dann geht es auch schon wieder zurück ins Wasser: ein großer Unterwasserfels namens The Castle ist unser dritter und letzter Spot des Tages (die angefahrenen Plätze variieren von Tour zu Tour und werden erst am Morgen entsprechend dem Wetter und der Tide vom Kapitän ausgesucht). Hier erleben wir ein Highlight des Tages: beide sehen wir einen über 2.50 Meter großen Matabar Grouper! Um Biene schwimmt dieser Riesenfisch neugierig ganz nah herum, als die Taucher am Meeresboden ankommen. Wooow! Daneben zeigen sich beim Tauchen Riesenmuscheln, ein Tintenfisch, wieder viele Fische (Neeeemos) und verschiedene Mikrolebewesen. Die Korallen hier sind leider aber doch auch in Mitleidenschaft gezogen und viele liegen abgebrochen auf dem sandigen Grund. Ein trauriger Anblick.

Zurück auf dem Schiff schälen wir uns aus unseren Anzügen. Obwohl die Quallen-Saison (Oktober-März) noch nicht begonnen hat, trägt Uli wie von den Besatzungsmitgliedern des Schiffes empfohlen, auch zum Schnorcheln einen leichten Lycra-Anzug. Besonders vor und nach Vollmond treten hier ganzjährig häufig Quallen auf. Und lieber aussehen wie ein Ganzkörperkondom als einen schmerzhaften Stich riskieren 😉 Jetzt wird Nachmittagskaffee gereicht. Die Taucher müssen sich beeilen, um nach dem Verstauen ihrer Ausrüstung noch eine heiße Tasse Kaffee/Tee zum Aufwärmen zu ergattern, bevor er wieder abgeräumt wird. Das Wasser hat mit 22 Grad Celsius Wassertemperatur im August und damit im australischen Winter gerade seine Tiefsttemperatur.

Und dann wird es wellig! Das Wetter hat sich im Laufe des Nachmittags leider weiter verschlechtert und so wird nichts daraus, auf der Rückfahrt auf dem Deck in der Sonne zu liegen. Unser Katamaran donnert nur so über die Wellen und alle hocken im warmen Innern. Es schaukelt ordentlich. Biene wird seekrank 😀

Zurück im Hafen von Port Douglas scheint wieder die Sonne. Beim Verlassen des Schiffes verabschiedet sich die ganze Mannschaft persönlich von jedem Gast, eine schöne Geste. Einzig ein negativer Nachgeschmack bleibt, als zurück in der Marina bei der Frage nach den im Prospekt angepriesenen Duschen nach der Tour darauf hingewiesen wurde, dass dies die Wasserschläuche auf dem Boot gewesen wären, mit denen die Taucherausrüstung abgespritzt wird.

Und damit ist dieser lang ersehnte Ausflug ans Great Barrier schon vorbei. Einige Kilometer aus Port Douglas raus Richtung Cairns finden wir einen perfekten Platz direkt am Meer, um diesen besonderen Tag ausklingen zu lassen.

Ein Traum ist in Erfüllung gegangen…aber irgendwie ging dieser Tag viel zu schnell rum! Vor dem Einschlafen lassen wir nochmal Revue passieren, was wir alles an Unterwasserschätzen gesehen haben und schlafen mit einem munter mit der Flosse schlagenden Nemo vor unserem geistigen Auge schließlich ein…

2m langer Queensland Grouper
Dieser Eintrag in unserem Reisetageblog entstand ohne inhaltliche Einflussnahme in Kooperation mit Quicksilver Group – Australia´s most awarded Reef Cruise Company.

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