Bei unserer Ankunft in Yangon ist der Himmel grau. Es sieht aus, als ob es bald regnen wird. Mit dem Public Bus, einem wahren chinesischen Oldtimer, rumpeln wir vom Flughafen in die Innenstadt. Dabei bekommen wir einen ersten Eindruck von der Hilfsbereitschaft der Burmesen: als wir etwas verloren vor dem Flughafen an der Stelle stehen, von wo wir glauben dass der Bus abfährt dauert es nicht lange, bis sich einige freundliche Burmesen unser annehmen. Sie erklären uns (mit Händen und Füßen), wo der Bus tatsächlich abfährt, welchen Bus wir nehmen und wo wir aussteigen müssen. Bei der burmesischen Schrift können wir nicht einmal die Zahlen lesen. Nach den Wochen auf den Philippinen, wo es stets englische Beschriftungen gab und jeder Englisch sprach, wieder eine erste Umstellung.
Downtown angekommen, laufen wir die letzten 10 Minuten von der Sule-Pagode bis zu unserem Hostel. Unterwegs fängt es an regnen. Wir legen einen Stopp in einem kleinen Restaurant am Straßenrand ein. Es regnet sich ein und als wir beschließen, trotzdem weiter zu gehen und wieder raus schauen, trauen wir unseren Augen kaum: Die Straßen haben sich zu Kanälen verwandelt. Gut kniehoch stehen wir im Wasser. Also, Schuhe und Socken ausgezogen, FlipFlops an die Füße und los geht es. Wir waten munter durch das Wasser zu unserem Hostel. Insgeheim sind wir etwas verunsichert: Regnet es jeden Tag so stark? War es wirklich eine gute Idee, in der Regenzeit hierher zu reisen?
Die nächsten 4 Wochen sollten uns beruhigen. Zwar regnet es immer mal wieder, aber meist nicht lange. Schon am nächsten Morgen scheint wieder die Sonne. Wir starten unseren Tag mit einem ausgiebigen Besuch der Shwedagon-Pagode, eines der wichtigsten Heiligtümer Myanmars. Ein fast 100 m Meter hoher, gold glänzender Hauptstupa ist von 68 kleineren goldenen Stupas und Tempeln umgeben und thront majestätisch auf einer fast 60 000 m2 fassenden Plattform über der Stadt. Ein beeindruckender Anblick. Hatten wir erwartet, hier auf Touristenscharen zu treffen, hält sich die Anzahl an ausländischen Besuchern noch sehr in Grenzen. Wir mischen uns unter die Gläubigen und umrunden den Hauptstupa entgegen dem Uhrzeigersinn. Die goldenen Monumente glitzern und funkeln im Sonnenlicht und bei all den verzierten Details klickt unsere Kamera in einem fort. Aber auch wir werden des Öfteren von asiatischen Besuchern zum Fotomotiv auserkoren 🙂
Abends kehren wir noch einmal zurück, um die hell erleuchtete Pagode bei Nacht zu erleben. Die Atmosphäre ist andächtig und wir sind fast die einzigen Besucher. Gold glänzend leuchtet die Pagode über die Stadt. Überhaupt spielt Gold in Myanmar eine große Rolle: Von Buddhastatuen über Pagoden, Stupas, Tempel bis hin zu Felsen wird alles entweder mit Goldfarbe bestrichen oder von den Pilgern mit Blattgold beklebt.
Ein weiteres Merkmal ist der überall erkennbare Einfluss der britischen Kolonialzeit. Bei einem Spaziergang durch die Altstadt erkunden wir am nächsten Tag die kolonial geprägten Straßenzüge. Leider sehen viele der alten Herrenhäuser bereits ziemlich verfallen aus, da in den 48 Jahren der Militärregierung kein gesteigerter Wert auf Denkmalpflege gelegt wurde.
Anschließend brechen wir mit dem Bus auf nach Bago. In der früheren Königstadt, die heute eher einer kleine Provinzstadt ähnelt, gibt es mehrere sehenswerte Pagoden und 2 liegende Buddhas, mit deren Erkundung wir den Nachmittag verbringen.
Unser nächstes Ziel ist der Goldene Fels. Dieser mit Goldfarbe überzogene Felsen ist jedes Jahr das Ziel tausender Pilger und nach der Shwedagon-Pagode das zweitwichtigste Heiligtum des Landes. Seine Besonderheit macht aus, dass der Fels schräg über dem Abgrund „hängt“ und so aus sieht, als würde er jeden Moment den Berg hinunter rollen. Allerdings liegt er wohl schon seit ca. 1.000 Jahren an Ort und Stelle. Dem buddhistischen Glauben nach im Gleichgewicht gehalten allein von einem vergoldeten Haar Buddhas.
Zum Fels bringt uns ein LKW Pick-up. Hier sitzen wir auf schmalen Holsschrannen hinten auf der Ladefläche und warten, bis auch der letzte der 50 Plätze gefüllt ist. In 40 Minuten rasanter Fahrt geht es dann hinauf auf den Berg. Biene hat sich vorsichtshalber an den Rand gesetzt, da ihr Magen an diesem Tag die Myanmar-Krankheit hat und ihr schon beim Gedanken an die kurvenreiche Fahrt wieder übel wird. Zum Glück aber eine unbenötigte Vorsichtsmaßnahme 🙂
Oben angekommen, erwartet uns neben dem Fels eine herrliche Aussicht über das Thanlwin-Flussdelta bis zum Meer. Wir haben Glück. Noch am Morgen war die Sicht gleich 0, wie uns andere Reisende berichteten. Für den Weg abwärts wählen wir den 7 Meilen langen Wanderweg mit einer herrlichen Aussicht über die bis nach Thailand reichenden Gebirgszüge im Westen und auf das Flussdelta im Osten. In unserem Reiseführer mit 3 1/2 Stunden angegeben, dachten wir, dass wir den Abstieg sicher auch etwas schneller und damit vor Einbruch der Dunkelheit schaffen werden. Pusteblume! Als es anfängt zu dämmern, haben wir noch nicht einmal die Hälfte des Weges geschafft. So kommt es, dass wir die letzten 3 Meilen auf dem Trampelpfad durch kleine Bäche, über Steine und Geröll in vollkommener Finsternis zurücklegen. Zum Glück hatten wir – als gut ausgestattete und auf alles vorbereitete Reisende – wenigstens 2 kleine Taschenlampen dabei. Das ist übrigens typisch deutsch, wie uns schon gesagt wurde 🙂
Wir sind froh, dass wir bis dahin noch keine Zeit hatten, im Reiseführer nachzulesen, ob es in Myanmar giftige Schlangen, Tiger oder andere Wildtiere gibt, denen wir eigentlich lieber nicht in freier Wildbahn im Dunkeln begegnen möchten 😉 Wir kommen auch wieder heil im kleinen Pilgerort am Fuße des Berges an.
Mit einem wahren Museumsstück als Bus geht es am nächsten Morgen ins 2 Stunden weiter südlich gelegene Hpa An. Unterwegs merken wir wieder, dass gerade Regenzeit ist: Teilweise sind die Straßen überflutet und nur langsam einseitig befahrbar. In dem Wasser baden fröhlich ganze Familien, daneben wird gepicknickt, Jugendliche trinken vergnügt planschend ein paar Bierchen und ein paar Meter weiter werden die Fahrzeuge im Wasser gewaschen. Wir sind fasziniert, mit welchem Frohmut die Menschen hier das Leben nehmen, wie es kommt.
Rund um dem kleinen Marktflecken Hpa An erwarten uns viele Höhlenheiligtümer, die wir auf einer lustigen Tagestour mit 7 anderen Reisenden aus unserem Hostel erkunden.
Unser nächstes Ziel heißt Mawlamyaing. Noch einmal 2 Stunden weiter südlich gelegen starten wir von hier aus einen Ausflug mit dem Motorbike zum größten liegenden Buddha der Welt bei Mudon. Dieser ist ganze 180 Meter lang, innen mehrstöckig begehbar und schon von weitem zu sehen. Eine ziemlich beeindruckende Erscheinung. Wenn wir uns auch nicht sicher sind, ob sich der Buddha noch im Bau befindet (da an einigen Stellen noch unverputzt) oder bereits wieder zerfällt (da an anderen Stellen bereits wieder sichtbar restaurationsbedürftig). Im Inneren des Buddhas sind mit lebensgroß geformten Tonfiguren die verschiedenen wichtigen Stationen im Leben Buddhas dargestellt.
In Mawlamyaing ist in südlicher Richtung für uns Schluss. Der tiefe Süden Myanmars darf nur mit vorher eingeholter Spezialgenehmigung bereist werden und selbst dann ginge es von hier nur mit dem Flugzeug weiter.
Nach knapp einer Woche im Süden fahren wir deshalb mit dem Nachtbus in 11 Stunden nach Mandalay, um uns dem nördlichen Teil des Landes zu widmen.