HOWDY AUSTRALIA

Endlich ist er da. Der 24. Dezember. Heilig Abend. Wie die kleinen Kinder haben wir uns in der letzten Adventswoche dieses Jahr auf Weihnachten gefreut, sollte es doch der Tag sein, an dem Biene auch endlich nach Australien reisen darf. Wieviele Jahre hat sie von diesem Tag geträumt 🙂 Im fast leeren Flugzeug geht es über Nacht von Singapur nach Darwin, wo Uli schon seit 1 Woche ist. Genug Zeit, um vor Ort Kontakte zu knüpfen, sodass er sogar einen kostenlosen Flughafen-Shuttle morgens um 5 Uhr organisieren kann 🙂 Der offizielle Flughafenbus kostet hier 18 australische Dollar (ca. 12 €) für eine 20-minütige Fahrt ins Zentrum. Das ist wieder ein anderes Preisniveau, als wir es von den letzten Monaten gewohnt sind. Damit wird gleich bei Ankunft klar, dass wir Asien endgültig hinter uns gelassen haben. Wir sind nun auf dem roten Kontinent, auf dem mit Sydney an 5. und Melbourne an 8. Stelle gleich 2 der 10 teuersten Städte weltweit liegen.

Da wir aber natürlich wussten, dass Australien teuer wird, wollen wir unsere Erfahrungen hier ganz bewusst nicht nur auf deren Preis reduzieren. Sonst kann einem nämlich recht schnell die Entdeckerlust vergehen 😉

Nach einem ersten Kaffee gehen wir auch gleich auf Erkundungstour durch Darwin. Uli hat die Stadt schon mit all ihren Winkeln erkundet, zeigt als Reiseführer die schönsten Ecken und weiß vieles zu Darwin zu berichten. Die Stadt mit Kleinstadtflair liegt ganz im Norden Australien und ist Hauptstadt des Northern Territory. Dieser nördliche Zipfel Australiens ist recht dünn besiedelt, gerade einmal 1% der Bevölkerung ist hier angesiedelt. Und obwohl Darwin geografisch gesehen näher an Singapur als an Melbourne und näher an Jakarta in Indonesien als an Sydney liegt, erleben wir einen kleinen Kulturschock.

Denn die Unterschiede zu Asien sind gewaltig. Wir sind überrascht, wenn die Autos am Zebrastreifen anhalten, die Busfahrer weigern sich aus Sicherheitsgründen, 5 Meter neben der Haltestelle oder an der Ampel noch Fahrgäste aussteigen zu lassen, an den Supermarktkassen wird ohne Drängeln ordentlich in Reihen angestanden (ebenso wie an roten Ampeln), es gibt Wurst und Käse in den Supermarktregalen, die Hostelduschen sind nicht auf demselben Quadratmeter wie das Klo und – natürlich – spricht jeder Englisch.

WEIHNACHTEN DOWNUNDER

Den Heilig Abend verbringen wir bei 30 Grad Celsius original australisch: Wir kaufen uns 1 kg Beef-Rumpsteak und eine gute Flasche Wein und ziehen damit zum BBQ in Richtung Strand. Wenn schon exotisch, dann richtig 😀 In den australischen Parks gibt es an vielen Stellen öffentliche Gas-Grillplatten, an denen jeder umsonst brutzeln und kochen kann, wie er will. An einem kleinen See hinter der Strandpromenade grillen wir uns unseren Weihnachts-Schmaus, stoßen auf das Fest der Liebe an und lauschen Weihnachtslieder. Die Christmette fällt dieses Jahr für uns leider aus, dafür genießen wir andächtig einen ganz besonders schönen Sonnenuntergang am Strand. Und wer ganz genau hin hört, der kann uns dabei sogar ganz leise ein Weihnachtslied singen hören 🙂 Mit dem letzten Bus fahren wir zurück in unser Hostel und sitzen mit einigen anderen Reisenden noch gemütlich bei ein-mehreren Gläschen Wein gemütlich zusammen vor dem Pool.

Das große gemeinsame Weihnachtsessen am nächsten Mittag verpassen wir. Wie in England wird Weihnachten hier nicht wie bei uns hauptsächlich an Heilig Abend gefeiert, sondern erst am 1. Weihnachtsfeiertag. Wir fliegen an diesem aber schon weiter nach Brisbane an der Ostküste. Zu unserer Überraschung ist das Flugzeug bis auf den letzten Platz besetzt. Und wir dachten, außer uns setzt sich an Weihnachten keiner ins Flugzeug. Bedenkt man, wie groß Australien ist, sollte es uns aber eigentlich nicht verwundern, dass hier viele statt ins Auto in den Flieger steigen, um Weihnachten gemeinsam mit ihren Familien zu verbringen. Der Flug ist mit 4 1/2 Flugstunden gleich lang wie von Singapur nach Darwin – und dabei liegt Brisbane nur auf halber Strecke in den Süden des Landes. Begleitet von Weihnachtsliedern von Schnee und Eis kommen wir gegen Abend im sommerlich heißen Brisbane an.

Wie schon in Hong Kong haben wir uns ein Zimmer in einem privaten Haus gemietet. Für den Preis, den wir für ein Doppelzimmer mit eigenem Bad bezahlen, reicht es in den Hostels gerade einmal für zwei Betten im gemischten Schlafsaal. Außerdem lernen wir so gleich Einheimische kennen, bekommen von diesen oft Insider-Tipps (die in keinem Reiseführer stehen) und oft entstehen tolle Begegnungen. Hier wohnen wir in einer WG und als wir ankommen, erwartet uns sogar schon eine Flasche Wein und Schokolade als Willkommensgeschenk 🙂 Wir lieben Weihnachten 😀
Und wir dürfen neben dem ganzen Haus auch die Küche mitnutzen – nach den Monaten, in denen wir uns fast ausschließlich bekochen ließen, freuen wir uns sogar darauf, uns mal wieder selbst an den Herd bzw. an den Grill zu stellen.

Am 2. Weihnachtsfeiertag erkunden wir die schöne Stadt Brisbane. Und sehen die Straßen nicht wie von uns erwartet menschenleer. Nein, hier ist der 2. Weihnachtsfeiertag, der im englischen „Boxing Day“ heißt, kein besinnlicher Tag im Kreise der Familie. Am Boxing Day wird das Weihnachtsgeld in Materielles angelegt 😀 Überall gibt es „Boxing Day Sales “ und die Kaufwütigen stehen Schlange vor den Shops. Andere Länder, andere Sitten… Wir sehen dem bunten Treiben in der lebendigen Fußgängerzone eine Weile zu, dann schlendern wir am Fluss entlang über die Story Bridge, fahren mit der kostenlosen Fähre wieder zurück ins Zentrum und schlendern durch den künstlich angelegten Sandstrand am Fluss.

Unterwegs fällt uns auf, wievieles hier unerwartet kostenlos ist: es gibt viele Trinkwasserbrunnen, an denen man sich auch seine Wasserflaschen auffüllen kann, es gibt kostenlose Fährrouten, der Wasserpark ist gratis, ebenso die Grillstellen im Park und überall kann man auf Schildern Interessantes zur Geschichte der Stadt nachlesen. Wir sind positiv überrascht 🙂

Wir verbringen noch 2 schöne Tage in Brisbane, skypen mit unseren Lieben zuhause, genießen sogar einen gemütlichen Regentag auf der Couch und machen mit einem der WG-Mitbewohner einen deutschen Filmabend. Zwar gibt es auch im Umland noch jede Menge anzusehen, aber da Brisbane die Stadt mit dem teuersten öffentlichen Nahverkehr in Australien ist und wir höchstwahrscheinlich nochmal diesen Abschnitt der Ostküste besuchen werden, beschließen wir, das auf unseren nächsten Besuch mit eigenem Gefährt zu vertagen. Auch sind wir noch etwas mit ankommen auf diesem neuen, spannenden Kontinent beschäftigt 🙂

IM SAUSESCHRITT NACH SYDNEY

Dann ist es an der Zeit, weiter zu reisen. Zu Silvester haben wir ein Date in Sydney und bis dahin noch gute 1.000 km zurückzulegen.
Hier haben wir mal wieder richtiges Backpacker-Glück: da viele der typischen Reisebusse zwischen den Jahren schon ausgebucht sind und wir bereits hin und her planen, wie wir trotzdem nach Sydney kommen und nach Flügen und Zugverbindungen schauen, finden wir online eine Mitfahrgelegenheit. Dabei haben wir richtig Glück gehabt, da es zwar viele Gesuche für genau diese Strecke gab, aber nur ein einziges Angebot! Für gerade einmal 80 AU$ legen wir so den kompletten Weg von Brisbane bis Sydney komfortabel und in netter Gesellschaft mit Marc im geräumigen Kombi zurück. Und es kommt noch besser: Da uns die gesamte Strecke für einen Tag zu lang war, legen wir noch einen Zwischenstopp im schönen Küstenort Coffs Harbour ein und trinken Kaffee bei Marc´s Vater und seiner Frau Linda. Da unser ursprünglicher Plan, hier in der Gegend zu zelten, von den ausgebuchten Campingplätzen zerschlagen wird, bieten uns Linda & Chris spontan an, die Nacht bei ihnen zu schlafen. Im gemütlichen Gästezimmer, mit eigenem Bad und Terrasse. Und das, obwohl sie eigentlich an diesem Tag ihren 10. Hochzeitstag haben. Ablehnen und bezahlen dürfen wir natürlich auch nicht. So verbringen wir einen weiteren herrlich australischen Abend bei Bier & Burgern im Pub mit anschließendem Kartenspiel. Wenigstens eine Flasche Wein als Dankeschön durften wir dann doch noch beisteuern 🙂 …Von der wir natürlich auch was haben 😉

Zum Frühstück werden wir schon frühmorgens mit leckeren selbstgebackenen Waffeln und italienischem Kaffe verwöhnt und starten so gut gestärkt auf die letzten 650 km nach Sydney.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.