Gegen Mittag des 30. Dezember kommen wir ganz entspannt mit Marc in Sydney an. Besser gesagt in Eastwood, einem Suburb im Nordwesten der sympathischen Weltstadt. Hier ist unser Zuhause für die kommenden Nächte. Vor dem hübsch anzusehenden einstöckigen Townhaus mit den roten Backsteinen und der grün bepflanzten Auffahrt empfängt uns schon Gail, unsere Vermieterin. Bei ihr haben wir uns über die australische WG-Mitbewohner-Gesucht Homepage eingemietet. Bzw. ursprünglich bei ihrem Arbeitskollegen John, neben dem sie zufällig stand, als wir anriefen, der aber nicht so spontan konnte und da sie auch ein freies Zimmer hat… wie sich das halt so ergibt 🙂 Gebucht haben wir unsere Unterkunft genau einen Tag vorher 😀 Über den Jahreswechsel. In Sydney. DIE Silvester-Metropole der südlichen Hemisphäre.
Nachdem uns bereits vor Monaten Einheimische aus Sydney, die wir in Asien trafen, dringend geraten hatten so bald wie möglich nach einer Unterkunft zu suchen, schoben wir das irgendwie erstmal auf die lange Bank. Es war ja auch noch lange Zeit. Und als wir dann mal guckten, war alles was wir so finden konnten teurer, als wir wohnen wollten. Oder es gab eine Mindestaufenthaltsdauer von 2 Wochen über den Jahreswechsel, oder nur noch Dormbetten, oder es war 2 Stunden außerhalb oder oder oder. Also buchten wir erstmal nichts. Und es war auch erst Mitte November… Noch lange hin. Als wir dann in Australien ankamen, streiften uns jedes Mal ungläubige bis mitleidige Blicke, wenn wir erzählten dass wir noch eine Bleibe für Sydney finden mussten. Uns wurde klar, so langsam sollten wir uns dem Thema widmen. Aber erstmal mussten wir ja schauen, wo wir in Brisbane schlafen, wie wir überhaupt nach Sydney kommen, und und und. Als wir dann bei Marc am 29. Dezember im Auto saßen und das neue Jahr quasi schon fast an die Türe klopfte, machten er sowie sein Vater uns ausdrücklich klar, dass sie – würden sie Silvester in Sydney feiern wollen und hätten noch keine Unterkunft – ihr Telefon nicht mehr vom Ohr nehmen würden. Uns wurde bewusst, dass wir beiden die einzigen waren, die noch davon überzeugt sind, dass wir schon etwas finden würden.
…Und wir hatten recht, allen Planern und Vorbuchern zum Trotz. Wir landeten sogar mal wieder einen absoluten Glücksgriff! 😀
Indem wir nicht auf den gängigen Touristen-Portalen nach einer Bleibe suchten (wo eine Nacht im schlecht gelüfteten 16-Betten-Schlafsaal mit geteiltem Muffel-Bad um diese Jahreszeit locker schon mal um die 100 € pro Person kostet), fanden wir eine für Sydney sehr preiswerte, komfortable und original australische Unterkunft. Auf uns wartet in Gails 3-Bedroom-Haus ein gemütliches Doppelzimmer mit 2 Fenstern, großer Veranda, Garten und allen Annehmlichkeiten, die eine private Unterkunft mit sich bringt (inkl. kostenloser Mitbenutzung der Waschmaschine, des Kühlschranks, der Küche samt der Inhalte des Küchenschranks – Dinge, die ein Backpacker sehr zu schätzen weiß 😉 ). Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nur eine 30-45 minütige Fahrt von Sydney´s Harbour Front entfernt, haben wir hier alles was wonach wir suchten. Nur schade, dass das Haus genau im anderen Teil der Stadt liegt als das Hotel von unseren Freunden Katharina & Stefan, mit denen wir uns in Sydney treffen.
Unserer Wiedersehensfreude tut das aber keinen Abbruch und bei einem guten Wein feiern wir unser Wiedersehen am vorletzten Tag des Jahres vor der toll beleuchteten Sydney Opera.
Zum Silvester feiern verabreden wir uns bereits am Mittag. Der Jahreswechsel wird in Sydney groß zelebriert. Das neue Jahr wird mit einer großen Feuerwerks-Show begrüßt, die auf den TV-Bildschirmen in aller Welt übertragen wird. Um das Spektakel vor Ort live zu sehen, hat man die Wahl zwischen über 100 ausgewiesenen Flächen, die eine gute Sicht ermöglichen. Bereits frühmorgens sichern sich die hartgesottensten Feuerwerks-Betrachter die Plätze mit der besten Sicht und danach wird den ganzen Tag über der Platz nicht mehr verlassen, um keinen Zentimeter Sichtfläche herzugeben.
Als wir gegen Mittag eintreffen, ist der Park der uns empfohlen wurde, bereits gut gefüllt. Die ganze Stadt scheint auf den Beinen, um sich die besten Plätze zu sichern. Wir suchen uns erstmal ein schönes Plätzchen außerhalb der Umzäunung, da mitgebrachter Proviant nicht mit hineingenommen werden darf und wir nicht willens sind, unseren guten Neujahrswein einfach zurückzulassen 🙂 So sitzen wir auf unserer Picknickdecke auf dem Gehweg und da wir von hier auch eine ganz gute Sicht auf die Harbour Bridge sowie die Sydney Opera haben, beschließen wir draußen sitzen zu bleiben. Umgeben sind wir von vielen Deutschen. Es ist kaum zu glauben, dass wir uns auf der anderen Seite der Erde befinden, so viele deutsche Reisende wie hier in Australien haben wir auf unserer ganzen Reise zusammen noch nicht getroffen. Da müssen wir auf einmal wieder aufpassen, wenn wir uns unterhalten 😉
Bereits ab dem Nachmittag ist ein buntes Programm geboten. Neben der nachmittäglichen Flugshow gibt es um 21 Uhr ein großes Familien-Feuerwerk, damit auch die Kleinsten nicht ohne Raketenzauber ins neue Jahr starten müssen. Das private zünden von Feuerwerk ist hier aus Sicherheitsgründen verboten.
Um Punkt Mitternacht geht dann das Spektakel los. Wir sichern uns die besten Plätze mit direktem Blick auf die Oper und die Harbour Bridge und genießen die 10-minütige Show. Untermalt von Musik zündet genau choreographiert ein bunter Sternenzauber nach dem anderen und ein buntes Lichtermeer leuchtet am Himmel. Die Feuerwerke werden an mehreren Stellen über die gesamte Bucht verteilt gezündet. Zum großen Finale regnet schließlich ein goldener Wasserfall von der Harbour Bridge ins Meer, während feuerrote Kometen den Himmel erleuchten. Die Feuerwerke sind beeindruckend, nachdem wir aber das gesamte Spektakel im offiziellen Video (LINK) gesehen haben, wissen wir dass wir von unserem Winkel aus nur einen Bruchteil der gesamten Show gesehen haben. Genau 10 Minuten nach dem Feuerwerk sind wir fast die einzigen, die noch da sind 🙂 Wir umgehen die Massen in der Metro und feiern im Park weiter ins Neue Jahr.
Das neue Jahr begrüßen wir nach einem ruhigen Tag mit einem BBQ auf unserer Veranda. Es gibt Kartoffelsalat à la Uli und Känguru-Steak. Dass der öffentliche Nahverkehr an Feiertagen ähnlich nicht-existent ist wie in Deutschland merken wir auch, als wir an diesem Tag 5-mal die 20-minütige Strecke zum Bahnhof laufen – die wir an den anderen Tagen in 5 Minuten mit dem Bus fahren. Aber frische Luft nach einer kurzen Nacht soll ja gesund sein 😉
In den kommenden Tagen erkunden wir bei einem geführten (wieder kostenlosen) Stadtspaziergang die atmosphärische Altstadt Sydneys, wo das koloniale Australien vor fast genau 200 Jahren geboren wurde. Außerdem schreiten wir bei Tag & Nacht über die imposante Harbour Bridge, die mit ihren 500 Metern zu den längsten Bogenbrücken der Welt zählt und bei ihrer Fertigstellung im Jahr 1932 als architektonisches Wunderwerk galt. Ebenso stehen der kunsthandwerkliche Paddington-Market, das belebte Stadtviertel um King´s Cross, das Sydney CBD, die Flaniermeile Darling Harbour,die schöne Sydney Opera mit ihren segelförmigen Dächern und der Manly Beach auf unserem Sightseeing-Programm. Bevor Katharina & Stefan wieder die Heimreise ins kalte Deutschland antreten, besuchen wir noch die australischen Wildtiere im toll gemachten Sydney Wildlife Centre.
Da wir diese aberauch noch in live sehen wollen, kauft Uli un währenddessen ein Auto. Aberdas ist schon wieder eine neue Story… 🙂