Bekanntermaßen sind wir beiden ja nicht die größten Stadtfans. Dennoch gibt es durchaus Metropolen, die wir mit eigenen Augen sehen und erleben wollen. San Francisco ist eine von ihnen. Deshalb zögern wir nicht lange, als sich auf unserem Sprung über den Pazifik nach Mexiko flugtechnisch ein Zwischenstopp an der kalifornischen Westküste anbietet und verlängern diesen zu einem Wochenendtrip in San Francisco, das neben seinen klassischen Sehenswürdigkeiten vor allem für Flowerpower-Flair, gelebte Toleranz und kosmopolitische Offenheit bekannt ist. San Francisco erscheint einerseits recht europäisch, andererseits sehr amerikanisch und Jedermann scheint dort willkommen zu sein. Finden wir großartig!
Transport
Nachdem wir aufgrund einer späten Ankunft die erste Nacht am Flughafen verbringen (übrigens die 2. Nacht hintereinander, da wir auch unsere letzte Nacht auf Hawaii am Flughafen von Oahu übernachten – der Flughafen von San Francisco hat eindeutig geeignetere Ecken für eine ungestörte Nachtruhe), dürfen wir uns am nächsten Morgen gleich persönlich von San Fransisco’s effektivem und gut ausgebautem öffentlichen Nahverkehr überzeugen. Mit der Buslinie KX gelangen wir für 2,25 US$ in knapp 45 Minuten ohne Umsteigen direkt ins Stadtzentrum von San Francisco.
Unterkunft
Von der Bushaltestelle sind es nur wenige Minuten zu Fuß zu unserem Hotel Aida Plaza in der Market Street. Die verläuft super zentral und ist als Ausgangspunkt zur Stadterkundung bestens geeignet. Beim Betreten der Großen Hotellobby fühlen wir uns direkt zurück versetzt in das San Francisco der 70er Jahre: Kunstgemälde im Retro-Stil zieren die marmornen Wände, der dicke Teppichboden schluckt jedes Geräusch, in der Ecke neben den tiefen Sesseln steht eine Jukebox und aus den Lautsprechern erklingt kernige Jazzmusik. Die Atmosphäre passt super gut zu dieser Stadt und wir sind positiv überrascht, dass wir trotz der frühen Uhrzeit schon einchecken und unser Zimmer beziehen können. Auch das im Preis inbegriffene Frühstück könnte nicht amerikanischer sein: zum Kaffee aus dem Pappbecher gibt es eine große Auswahl zuckersüßer Donuts!
GO AND SEE
Zwei Tage sind nicht viel Zeit, um eine vielfältige Metropole wie San Francisco zu erkunden. Daher haben wir – entgegen unseres üblichen Reisestils – vorab recherchiert, was wir unbedingt sehen wollen und uns einen groben Plan zurecht gelegt. Natürlich mussten wir uns auf einige Highlights beschränken. Solltet Du ebenfalls einmal für ein Wochenende in San Francisco sein und vor der Entscheidung stehen, was Du unternimmst, findest Du hier unser perfekt auf 2 Tage ausgefeiltes Programm! Darunter sind unsere ganz persönlichen Tipps für die Dinge, die Du auf keinen Fall verpassen solltest – genauso wie unsere Empfehlungen, was Du getrost sein lassen kannst, wenn Du befürchtest dass zu viele Unternehmungen in Sightseeing-Stress ausarten:
1. Die Golden Gate Bridge
Die ikonische Brücke über die Golden Gate Bucht von San Francisco ist DAS architektonische Wahrzeichen der Stadt. In unzähligen Filmen wurde sie bereits als Drehort verwendet und sogar zu einem der neuen Wunder der Modernen Welt ernannt. Entgegen ihres Namens leuchtet sie allerdings nicht golden, sondern dunkelrot neben der Skyline der Stadt. So soll sie für Schiffe besser sichtbar sein in dem dichten Nebel, der die Brücke regelmäßig einhüllt. Die Golden Gate Bridge muss man einfach einmal mit eigenen Augen sehen! Man kann sie mit dem PKW oder in Bussen befahren – unser Tipp aber ist eine Radtour über die Brücke! Fußgänger und Fahrradfahrer haben ihre eigene Spur, die von den Fahrzeugspuren durch einen Zaun abgetrennt ist. So kommst Du einerseits sicher und flott voran und kannst andererseits auch mal stehen bleiben und die zweitlängste Hängebrücke der USA ganz in Ruhe bestaunen! Verbinden kannst Du das perfekt mit unserem nächsten Punkt:
2. Radtour entlang der Sea Front – von South Beach bis zum Presidio
San Francisco eignet sich unserer Meinung nach perfekt für eine Erkundung auf dem Fahrrad! Damit sparst Du Dir lästige Parkplatzsuchen mit dem Mietwagen, musst Dich nicht um die Sicherheit Deiner Wertsachen im Auto sorgen oder mit der Verkehrsführung auseinander setzen und kommst gleichzeitig schneller voran als zu Fuß. Gerade wenn man nur ein Wochenende Zeit für San Francisco hat, ist eine Radtour durch die unterschiedlichen Stadtviertel unserer Meinung nach ideal. Wir haben uns für 43 US$ für einen Tag ein Tandem ausgeliehen und haben in wenigen Stunden schon sehr viel gesehen. Zusätzlich war die Fahrt mit dem Tandem ein eigenes Erlebnis für sich! Fahrradvermietungen gibt es entlang der Uferpromenade an jeder Ecke. Unser Tipp ist die „Bike Hut“ bei Pier 40 – die Fahrräder sind in top Zustand und mit den Einnahmen finanziert die Non-Profit-Organisation Projekte für sozial benachteiligte Jugendliche! Wer es gern gemütlich angehen lässt, kann ohne große Anstrengung entlang der Uferpromenade fahren. Die Marina ist durchgehend mit Fahrradwegen ausgestattet. Zu sehen gibt es auch jede Menge: fantastische Panoramablicken auf die Golden Gate Bridge; das AT&T Baseballstadion, in dem jedes Jahr der Superbowl ausgetragen wird; das Vergnügungszentrum Fisherman’s Wharf; Pier 39 und das historische Presidio sind nur einige der Wegpunkte, die es zu bewundern gibt. Wer gern sportlicher in die Pedale tritt, biegt einfach irgendwo ab ins Stadtinnere. Von den zahlreichen Hügelkuppen bieten sich oft phänomenale Ausblicke über die Bucht von San Francisco und hinter jedem Anstieg wartet ein neues spannendes Stadtviertel. Die folgenden 4 solltest Du Dir nicht entgehen lassen:
3. Chinatown, Mission, Little Italy & Castro
Während in Little Italy selbst die Straßenlaternen blau-weiß-grüne Banderolen tragen und Du in Mission in unzähligen kleinen Taquerias nach uralten Familienrezepten zubereitete mexikanische Tacos naschen kannst, geht es im angrenzenden Schwulenviertel Castro weniger traditionell zu. Hier weht der erfrischende Wind der Toleranz und Akzeptanz – nicht nur sinnbildlich in Form einer überdimensionalen Regenbogenflagge an der Harvey Milk Plaza. Was Du in Chinatown unbedingt tun solltest, ist sicher auch klar: hier gibt es das günstigste Essen der Stadt. Noch dazu schmecken die Dumplings lecker und authentisch wie in Peking selbst.
4. The Painted Ladys
Diese pastellfarbenen viktorianischen Häuser am Alamo Square gelten als die meistfotografierte Häuserreihe der USA. Aus dem richtigen Winkel bekommt man hinter ihnen wunderschön die Skyline San Franciscos mit auf’s Bild. Die Painted Ladys stehen außerdem stellvertretend für den charmanten viktorianischen Baustil, der sich durch das ganze Viertel zieht und schon eine Sehenswürdigkeit an sich ist. Auch die Painted Ladys kannst Du gut mit dem Fahrrad erreichen.
5. Die legendären Cable Cars
Das Bild von schönen Waggons mit Jugendstil-Charme, die sich ächzend und vollgestopft mit johlenden Touristen und im letzten Moment aufspringenden Einheimischen die steilen Hügel San Francisco’s hinauf quälen, gehört einfach zu San Francisco dazu. Spätestens wenn man dann vor Ort beim Losfahren das Klingeln des Bellman hört, fühlt man sich um Jahrzehnte zurück versetzt. Die Fahrten sind inzwischen ein echter Touristenmagnet und nicht ganz billig – ein günstigeres und ebenso authentisches Erlebnis ist das Zuschauen am Drehpunkt Market Street/ Powell, wo die Waggons auch heute immer noch von Hand in die neue Fahrtrichtung gedreht werden. Die Cable Cars musst Du nicht suchen – Du wirst ganz automatisch über sie stolpern.
6. Die Seelöwenkolonie an Pier 39
Mitten am trubeligen Pier 39 hat sich eine Kolonie kalifornischer Seelöwen die Boots-Pontons als ihr Zuhause ausgesucht. Hier lassen sie sich ungestört von den Touristenmassen, die die drolligen Tierchen von der kleinen Tribüne auf dem Kai daneben aus bestaunen, die Sonne auf den Pelz scheinen. Wir hätten den urigen Kollegen stundenlang zuschauen können – die Seelöwen sind echte Komiker und wenn sie untereinander lautstark bellend um die besten Plätze oder das attraktivste Weibchen buhlen, kann man gar nicht anders als die Kamera zu zücken und sekündlich drauf los zu knipsen. Inzwischen wurde daneben ein kleines Info-Center gebaut und direkt auf dem Steg halten Meeresbiologen mehrmals täglich sehr interessante und kurzweilige Info-Talks.
7. Die Lombard Street
Diese Straße verläuft in Ost-West-Richtung durch die Stadt. Anschauen solltest Du Dir einen kleinen Abschnitt auf dem Russian Hill. Hier windet sich die Straße auf 148 Metern einspurig in 8 direkt aufeinander folgenden Kurven den Berg hinunter. Zusammen mit dem Blick auf die dahinter sichtbare Bucht von San Francisco und den gepflegten Blumenrabatten entlang der Straße bieten sich hier schöne Fotomotive. Die Lombard Street gibt einen netten Zwischenstopp, wenn Du sowieso in der Gegend bist – allerdings verpasst Du nicht das Herzstück von San Francisco, wenn Du diesen Straßenabschnitt nicht siehst.
8. Die Gefängnisinsel Alcatraz
Das legendäre Hochsicherheitsgefängnis Alcatraz liegt grau und einsam mitten in der Bucht von San Francisco auf einem Felsen. Bei der etwa zehnminütigen Bootsfahrt auf die verlassene Felseninsel hat man tolle Ausblicke auf die Stadt und die Golden Gate Bridge und kann sich vorstellen, wie es für die Insassen des Militärgefängnisses gewesen sein musste, das pulsierende Leben so nah und gleichzeitig so unerreichbar jeden Tag durch die Gitterstäbe ihrer Zellen zu sehen. Wir machten eine Tour durch das berüchtigte Zellhaus, in dem bis zu seiner Schließung 1963 viele gewichtige Schwerverbrecher wie z.B. Al Capone einsaßen und kaus dem offiziell keinem einzigen Insasse je die Flucht gelang. Zusätzlich zu der 45-minütigen Audiotour bekommt man Zeit, sich die Außenanlagen des Gefängnisses und die ehemaligen Wärtergebäude anzuschauen. Viel zu sehen gibt es auf der kargen Insel allerdings nicht. Wir verbrachten alles in allem knapp 3 Stunden auf der Insel. Eine Besichtigung auf eigene Faust ist nicht möglich. Die Touren kosten zwischen 30-40 US$ und sind oft einige Wochen im Voraus ausgebucht, daher solltest Du für Deinen Wunschtermin schon vorab online buchen. Wir fanden die Tour ganz interessant – allerdings wäre Alcatraz das Erste, was wir streichen würden, wenn wir müssten.
Wir haben nach unserem Wochenende in San Francisco das Gefühl, dass wir trotz der kurzen Zeit doch einen ganz guten Eindruck von dieser spannenden Metropole bekamen. Vielleicht kann man in 2 Tagen noch mehr sehen – aber mit unserem Programm hatten wir trotzdem noch genügend Zeit, um auch mal eine Weile ohne bestimmtes Ziel durch die Straßen der Stadt zu schlendern. Und das war uns wichtig. Unserer Meinung nach ist es nie verkehrt, auch ein wenig Zeit zum Treiben lassen einzukalkulieren – oft entdeckt man genau dabei und ganz unverhofft die besten Ecken!
Warum wohl Biene hinten auf dem Tandem sitzt??? 😉
Naturlich weil Uli lenken wollte!!! 🙂