Eigentlich. Ja eigentlich hatten wir den Flinders Ranges Nationalpark gar nicht auf unserer Route. Er liegt knappe 200 km nördlich von Adelaide und etwas abseits der Küste Südaustraliens, die wir recht zügig in den Westen und damit in wärmere Gegenden abfahren wollten. Auf diesem Weg ins Warme wollten wir nur noch kurz bei Gunter in Adelaide vorbeischauen, der uns in Melbourne so sympathisch war und uns zu sich einlud, sollten wir nach Adelaide kommen. (und die Erwähnung, dass wir bei ihm & seiner Frau duschen könnten, fanden wir auch sehr verlockend 😉 ). Eigentlich.
Wie das manchmal so ist, kommt es mal wieder ein wenig anders. Besser. Eine Geschichte, die das Reisen schreibt:
Bevor wir nach Adelaide einfahren, durchqueren wir die Adelaide Hills und das darin liegende kleine Dorf Hahndorf, das die älteste deutsche Siedlung Australiens ist. Außer ein paar Fachwerkhäusern macht es aber eher einen chinesischen Eindruck 😉 Als wir in Adelaide ankommen, ist es Freitag Abend. Da die Duschen auf dem Streckenabschnitt nach der Great Ocean Road eher mittelmäßig waren, wir nicht stinkig zum Frühstück mit Gunter und seiner Frau Elisa am nächsten Morgen kommen möchten 😉 und wir außerdem noch ein Rest-Geschenk einzulösen haben, gönnen wir uns einen Abend in der Sauna und im Whirlpool im Spa & Swim Center von Adelaide!
DANKE AN DIE ENZBERGER FAUSTBALLER!
Später finden wir etwas oberhalb des Stadtzentrums einen Übernachtungsplatz direkt am Meer – super Anfang für eine Stadt! Am nächsten Morgen treffen wir uns zum Frühstück mit und bei Elisa & Gunter. Die beiden sind selbst schon sehr viel gereist und wir können gar nicht genug hören von den spannenden Geschichten, die sie zu erzählen wissen. Obwohl die beiden wenige Tage darauf verreisen, laden sie uns ein bei sich im Gästezimmer zu wohnen und uns ganz wie zuhause zu fühlen. Und bei so herzlichen und sympathischen Gastgebern können wir auch gar nicht anders! 🙂 Zum Abendessen mit Freunden am Abend des selben Tages werden wir ebenfalls eingeladen. Ohne, dass wir etwas beisteuern dürfen. Ein Backpacker-Traum! 😀
Den Nachmittag verbringen wir im Stadtzentrum von Adelaide, kaufen – statt wie sonst zu horrenden Preisen – günstig frisches Obst und Gemüse auf den Adelaide Markets ein, machen einen Spaziergang durch das Zentrum und schließlich noch einen Abstecher ins Football-Stadion. Adelaide wirkt dafür, dass es die Hauptstadt Südaustraliens ist, eher wie eine gemütliche Kleinstadt. Das Stadtzentrum ist ziemlich kompakt – in einer Stunde haben wir es erlaufen. Es gibt ausreichend kostenlose Parkplätze in Zentrumsnähe und im ganzen Zentrum kostenloses Wifi. Außerdem viele Parks, Brunnen, kostenlose Museen und Kunstgalerien… Kurz gesagt – der Großstadtkoller bleibt aus 😉
Und super geht es weiter: Abends machen wir noch zwei weitere tolle Bekanntschaften. Zum Abendessen bei Elisa & Gunter sind Marisha & Steven eingeladen. Und abgesehen davon, dass auch diese sehr sympathisch sind, arbeiten sie in abgelegenen Aborigines Gemeinschaften im Outback. Endlich haben wir jemanden, dem wir die vielen Fragen, die uns zum Urvolk Australiens mit jedem Monat, den wir hier sind, stärker auf der Seele brennen, stellen können. Dementsprechend vergehen die Stunden wie im Flug und bevor wir uns versehen, schlafen wir im super gemütlichen Gästezimmer. Und ja, die Dusche war natürlich auch herrlich 😉
Am nächsten Morgen brechen wir wieder auf. Unser neues Ziel: Der Flinders Ranges Nationalpark. Diesen haben uns Elisa & Gunter wärmstens ans Herz gelegt auf unsere Frage, was wir in/um Adelaide nicht verpassen sollten. Und da wir da schon vermuteten, dass wir reistechnisch auf derselben Wellenlänge liegen, vertrauen wir auf ihr Urteil und änden kurzfristig unsere Route. Was für eine gute Entscheidung!
Wären wir nicht in die Flinders Range gefahren, wir hätten was verpasst! Diese außergewöhnliche Landschaft gehört zu den ältesten Landschaften der Erde und wurde vor über 350 Millionen Jahren geformt. Eines der Highlights ist der Wilpena Pound im Süden des Parks. Das ist ein großes Oval aus flachem Grasland, wie ein natürliches Amphitheater auf allen vier Seiten eingerahmt von Bergen. Mit 17 km Länge, einem Durchmesser von 8 km und nur 2 schmalen Durchgängen ein beeindruckendes natürliches Areal!
Gegen Nachmittag kommen wir im Nationalpark an. Zuerst erkunden wir einige der Schluchten mit uralten Gesteinsformationen auf einen 45 km Rundweg. Hier zahlt es sich mal wieder aus, dass wir einen Jeep mit Allradantrieb gekauft haben, denn die sich windenden, steilen Straßen sind durchgehend Schotterpisten. Die Ausblicke von und in die Schluchten sind toll, wenn wir uns auch von der Entstehungsgeschichte der 350 Millionen Jahre alten Gesteinsschichten vielleicht nicht alles merken konnten. 😉
Die Gebirgskette der Flinders Ranges begeistert nicht erst heute Natur- und Wanderliebhaber, sondern ist vor allem für die von hier stammenden Völker der Aborigenes seit Jahrtausenden von Jahren ein wichtiger spiritueller Ort. Früher fanden hier wichtige Zeremonien statt, zu denen sich ganze Völker trafen. Zeugen dieser wichtigen Anlässe sind Felsenritzereien, die wir in dem kleinen, etwas versteckt liegenden Sacred Canyon an diesem Abend noch bewundern. Diese mit Steinen in die Felsen gehauenen Bilder von Wasserlöchern, Tierspuren etc. werden auf etwa 2.000-4.000 Jahre geschätzt. Die Nacht verbringen wir auf einem Anhöhe. Zwar ist es super windig und am nächsten Morgen muss daher sogar unser üblicher Kaffee ausfallen, die gigantische Aussicht über die unendlich scheinende Weite der Gebirgskette bei Sonnenaufgang ist es dennoch wert!
Hier haben wir mal wieder richtig Glück mit dem Wetter. War es am Vortag ziemlich bewölkt, haben wir für unsere geplante Bergwanderung trotz starkem Wind heute strahlenden Sonnenschein. Unser Ziel ist der höchste Berg des Nationalparks, der St. Mary Peak. Dieser ist mit 1.172 m Höhe zwar kein hochalpiner Riese, der rund dreistündige Aufstieg ist trotzdem ganz ordentlich anstrengend.
Der St. Mary Peak ist einer der Berke, die den Wilpena Pund umgeben. Und während innen im Becken die Wände sanft auslaufen, ragt die äußere Seite der Außenwand steil 500 m fast senkrecht in die Höhe. Zuerst geht es also außen auf hinauf. Dann haben wir den Tanderra Sattel erreicht und von nun an geht es über große Felsbrocken geradewegs nach oben. Gut, dass wir in Tasmanien die Ausbildung zu „echten Bushwalkern“ absolviert haben 😀
Oben angekommen, erwartet uns eine spektakuläre Aussicht über die sich durch die ansonsten recht flache Landschaft ziehenden Gebirgsketten. Wie 2 gigantische Schlangen ziehen sich die Bergketten parallel bis zum Horizont durch das weite Land.
Für den Abstieg wählen wir den weniger steilen aber auch etwas weniger spektakulären Weg in das Innere des Beckens. Hier durchqueren wir flaches Grasland, sehen unterwegs viele Kängurus, Karnickel und Emus beim äsen und kommen nach gut 6 Stunden Wanderung wieder an unserem Ausgangspunkt an.
Wir verbringen eine weitere Nacht mit toller Aussicht – und zwar auf einem der Lookouts in Parknähe – schöner kann man nicht schlafen 😀 Am nächsten Morgen machen wir noch eine kurze Wanderung zu einer nahen Höhle, in der es ebenfalls Felsmalereien der Aborigenes zu bestaunen gibt. Etwas jünger als die Felsenritzereien im Sacred Canyon, aber mit vermuteten 1.000 Jahren haben auch diese trotzdem ein stattliches Alter. Eine Schande ist nur, dass es genügend Idioten gibt, die diese Orte vollkritzeln, sodass zum Schutz der Malereien hässliche Gitter vor den Stätten selbst notwendig sind.
Nach diesen 2 tollen Tagen brechen wir vom Nationalpark absolut begeistert wieder auf und fahren weiter Richtung Westen, zurück an die Küste. Der Wärme entgegen.