Bei unserer Ankunft in Bellingen wird es bereits dunkel. Google Maps lotst uns durch den Ort und wieder hinaus auf eine kleine Waldstraße. Der Straßennamen stimmt, aber als die kleine Straße immer weiter in den Wald führt, fragen wir uns schon ob hier tatsächlich noch ein Haus kommt…?

Es kommen noch Häuser – bzw. Briefkästen. Die sind hier oft das einzige, was man von der Straße aus von australischen Farmen sieht. Und ebenso häufig sind sie aus den ungewöhnlichsten, umfunktionierten Gegenständen wie Mikrowellen, Milchkannen etc. originell aufgemacht.

Wir fahren wieder aus dem Wald heraus und stehen kurz darauf auf einer Anhöhe vor dem Anwesen, das wir suchten. Auf gut Glück sind wir ohne Vorankündigung hierher gefahren, um einer ausgewanderten Bekannten von Uli´s Eltern Grüße aus der Heimat zu überbringen. Und wir haben Glück, Frau Mack und ihr Sohn Alexander sind zuhause. Wir werden zum Tee auf die Terrasse eingeladen und erzählen uns gegenseitig, wer hier eigentlich am Tisch sitzt. Im Laufe des Abends fängt es heftig an zu regnen und uns wird ganz gastfreundlich angeboten, im „Shed“, einer umgebauten früheren Scheune, zu übernachten. Die Aussicht auf eine richtige Dusche ist verlockend 😉 Der Shed stellt sich als volle 3 Zimmer mit Bad, Küche und Pferde vor dem Fenster heraus – was wollen wir mehr? 🙂

Bei einem gemeinsamen Spaziergang über das Anwesen am nächsten Morgen sehen wir erst richtig, an was für einem schönen Fleck Erde wir hier gelandet sind: Hinter dem Haus erstrecken sich bis zum Bellinger River hin abfallend saftig grünen Weiden, auf denen Kühe und Pferde grasen. Unsere gastfreundlichen Gastgeber laden uns ein, noch etwas zu bleiben um Bellingen selbst und die Nationalparks in der Umgebung zu erkunden. Wir haben keine fixen Pläne und müssen nirgendwohin, so why not? Wir bleiben sehr gerne noch ein paar Tage.

Am Nachmittag erkunden wir Bellingen. Der kleine Ort am Fluss ist eine groovige, alternative Kleinstadt. In den 70er Jahren kamen die Hippies her, fühlten sich in der relaxten Atmosphäre in „Bello“ zuhause und sind geblieben. Heute ist Bello eine lebendige Kleinstadt, in der viele Einwohner einen alternativen Lebensstil pflegen. Die Hauptstraße wird von historischen Gebäuden aus dem 19. Jahrhundert eingerahmt und es gibt viele Cafés, Bio-Läden, Kunsthandwerk und Gallerien. (Als Biene am Waschtag ihre bunte Alladinhose aus Burma anhat, sieht sie gleich aus wie eine Einheimische – und bekommt prompt Komplimente für ihrem Look 😀 )

Tags darauf fahren wir über die von Regenwald gesäumten Kurven der Great Escarpments Gebirgskette den Waterfall Way zurück nach Dorrigo. Der Dorrigo Nationalpark ist einer von 50 australischen Nationalparks, die UNESCO Welterbe Status haben. Experten vermuten, dass der hiesige subtropische Regenwald mit seiner großen Biodiversität der Natur auf dem Urkontinent Gondvana sehr ähnlich ist. Am Eingang zum Park ist das informative Regenwald-Infozentrum. Hier gehen wir los und laufen zuerst den „Skywalk„: Auf einem über den Baumkronen errichteten Holzsteg läuft man 500 m über die Baumwipfel des Regenwaldes. Normalerweise kann man wohl viele Vögel sehen, wir sehen leider kaum welche. Entweder ist es den Vögeln mitten am Tag zu heiß, es war zu viel Trubel auf diesem kurzen Weg oder die Vögel haben den kurz darauf folgenden Regen gespürt und haben Deckung gesucht. Wir laufen zurück und machen uns auf den zweistündigen Wonga-Walk. Wir sind kaum losgelaufen, da geht ein wahrer Wolkenbruch auf uns nieder. Tja, wir wollten ja im REGENwald wandern, jetzt können wir es – im wahrsten Sinne des Wortes. Pitschnass wandern wir weiter – nass sind wir jetzt eh schon. Lästiger Nebeneffekt des feuchten Wetters sind hunderte von Blutegel, die plötzlich überall hängen und sich festsaugen wollen. Ein Blutsauger schafft es doch auch tatsächlich unbemerkt hoch bis an Biene´s Oberschenkel, wo er sich ansaugt. Diese kleinen, biegsamen Biester sind lästig, aber ungefährlich.

Das Wetter spielt auch in den kommenden Tagen nicht immer mit, oft regnet es stark. Wir nutzen die Zeit für unseren Blog und Recherche. Als es abends mal trocken ist, fahren wir zu viert ins nahe Uranga ans Meer. Hier erwarten uns breite, menschenleere Strände, an die das ungebändigte Meer in voller Kraft donnert. Schade, dass wir (noch) keine Surfbretter haben. Dafür sehen wir auf dem Weg dorthin in einer der vielen Macadamia-Nuss-Plantagen eine ganze Gruppe Kängurus, die ganz cool äsen und sich durch uns nicht stören lassen.

An einem Tag helfen wir Alexander dabei, die Koppeln von Parramatta-Gras zu säubern. Diese langstielige Grasart wurde von Afrika importiert, da sie als besonders resistentes und dürre-beständiges Gras für die trockenen Gegenden Australiens geeignet erschien. Wie sich aber herausstellte, macht das harte Gras die Zähne der Tiere kaputt und ist für Rinder unverdaulich. Dafür breitet es sich großflächig aus und vernichtet alles andere Gras. Das pure Unkraut.

Am Tag vor unserer Weiterreise zeigen uns Frau Mack und Alexander noch einen ihrer Lieblingsorte: ein ganz besonders schöner Fleck am Never Never Fluss, der in den Bergen des Dorrigo Nationalparks entspringt. Ganz versteckt im Bellinger Wald gibt es an diesem herrliche Badestellen. Das Wasser ist kristallklar, immer kühl, am Rand flach und in der Mitte tief genug zum schwimmen und tauchen. An einer Seite gibt es eine Seilschaukel zum reinspringen – ein Riesenspaß 🙂 Wir haben herrliche Stunden an diesem kleinen Paradies, bevor wir schlussendlich zurück fahren und bald darauf aufbrechen.

Wir verbrachten ganze 7 Tage bei Frau Mack und Alexander in Bellingen und werden diese tolle Woche unserer Reise in besonders guter Erinnerung behalten.

2 Gedanken auf \"Spontanurlaub im hippen Bellingen\"

  1. Hallo ihr Beiden,
    das macht ja richtig Lust, australien doch mal kennen zu lernen. Ganz besonders habe mir die bunten Königspapageien gefallen. So ein tolles Gefieder.
    LG Peter

    1. Hi Peter,
      das freut uns natürlich ganz besonders, wenn Dir unser Artikel Lust macht, selbst den roten Kontinent zu bereisen :o) Die Königspapageien sind wirklich eine Augenweide! Und wenn man mit etwas Geduld ganz genau in die Natur dort schaut, entdeckt man noch viele weitere tolle Tiere – die aber oft leider zu schnell für die Kamera waren…
      Liebe Grüße,
      US

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