Von Glenbrook in den Blue Mountains aus fahren wir weiter Richtung Norden. Unser Ziel heißt Bellingen. Hier wollen wir bei einer Bekannten von Uli´s Eltern vorbei schauen. Über Bellingen selbst wissen wir sonst nichts, aber immerhin finden wir den Ort sogar in unserem Straßenatlas, den wir uns von Opa Leo´s Weihnachtsgeschenk gekauft haben und der uns schon gut durch den Blue Mountains gelotst hat. An dieser Stelle noch ein herzliches:

 DANKE, OPA!

Wir meiden die Highways und fahren auf kleinen, kurvigen Landstraßen entlang des Wollemi Nationalparks durch die pure Natur. Die Landschaft hier ist grün, bergig und scheint endlos. Gegen Abend biegen wir auf einer Anhöhe von der Hauptstraße einfach ab und finden 2 km an einem Schotterweg entlang einen top Übernachtungsplatz mit herrlicher Aussicht über die darunter liegenden Bergkuppen. Auf den letzten Metern fängt Lion King plötzlich komisch an zu röhren und die Kupplung fällt durch. Blöd, so können wir natürlich nicht mehr fahren. Uli macht auch gleich die Motorhaube auf und sieht, dass der Kupplungsgeberzylinder undicht ist, mist. Aber erstmal stehen wir ja 🙂 Wir lassen den Abend gemütlich bei BBQ und einem Gläschen Wein ausklingen und bestaunen den gigantischen Sternenhimmel. Am nächsten Morgen behebt Uli den Schaden ganz einfach, indem er mit einem unserer Suppenlöffel Bremsflüssigkeit aus dem Bremsbehälter in den Kupplungsbehälter umfüllt. Improvisation ist manchmal alles 😀 So gerüstet schaffen wir es weiter bis in die Kleinstadt Singleton, wo wir die größte Sonnenuhr der südlichen Hemisphäre bestaunen und uns einen Vorrat an Bremsflüssigkeit kaufen. Singleton ist das geografische Herz des Hunter River Valleys, ein langgestrecktes Tal das vor allem für seine guten Weine und seine Kohleminen bekannt ist.

Und hier sind wir in New England angekommen. Diese Gegend wurde nach der Landung der ersten Siedler als eine der ersten besiedelt und viele der Weingüter hier stammen noch aus den 1850ern. Und es sieht heute noch genau so aus, wie wir uns das „Old England“ aus dieser Zeit vorstellen: auf den weitläufigen Wiesen grasen Kühe, Pferdegestüte mit weiß eingezäunten Koppeln und Rinderfarmen wechseln sich entlang der Straße ab und entgegenkommenden Fahrern wird freundlich die Hand vom Lenkrad zum Gruß gehoben. Die kleinen Ortschaften mit den historischen einstöckigen Gebäuden haben meist nicht mehr als 3 Straßen und Getreidefelder und Obstgärten säumen die Straße.

Auf dem New England Highway (der eher eine Landstraße ist) fahren wir weiter durch das friedliche, ländliche Hinterland und erreichen nach einer weiteren Übernachtung in Lion King im Gloucester Stadtpark am nächsten Tag auf Landstraßen die kleinen Städte Walcha und Uralla. Jede Ortschaft hier hat seine eigenen historischen Gebäude aus dem frühen 19. Jahrhundert und Geschichten von bedeutenden lokalen Persönlichkeiten aus dieser Zeit sind der ganze Stolz eines Ortes. Diese frühen Helden haben z.B. entweder die erste Verbindungsstraße ins 100 km entfernte Nachbarort ermöglicht, den wichtigen Holzhandel vorangebracht oder waren auch mal berüchtigte „Bushranger“, die in den Orten ihr Unwesen trieben bis sie von den Sheriffs zur Strecke gebracht wurden.

In Armidale biegen wir ab Richtung Osten und folgen dem Waterfall Way, der sich von hier bis zur Küste in Uranga entlang vieler Wasserfälle durch eine Handvoll Nationalparks schlängelt. Bevor wir 30 km vor Uranga unser Ziel Bellingen erreichen, müssen wir uns erst noch durch dicke Wolken manövrieren, die hier plötzlich direkt über der Straße hängen, ordentlich Wasser abgeben und die Sicht auf wenige Meter reduzieren.

Wie wir später erfahren, ist diese Wetterbedingung typisch für diese Gegend.

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