Hawai’i – schon der Name der klangvollen Trauminseln klingt nach Sonne, Palmen, Ukulele spielenden Einheimischen im Hawaihemd, Hulatanz und Baströckchen. Nur…: Wie passen die zahlreichen Obdachlosen in das Bild, die wir schon auf unserer ersten Fahrt durch Honolulu mit ihrem wenigen Hab und Gut in den Stadtparks zelten sehen? Werfen wir doch mal einen Blick auf Hawai’i, wie wir es erlebt haben:
Die Inselgruppe Hawai’i besteht aus mehreren Inseln vulkanischen Ursprungs. Touristisch erschlossen und am bekanntesten sind die 6 Inseln Oahu, Maui, Big Island, Kauai, Lanai und Lomokai. Viele andere des insgesamt 137 Inseln fassenden Hawai’i Archipels befinden sich in Privatbesitz und sind für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Auf der Hauptinsel Oahu liegt nicht nur die Hauptstadt Honolulu, wo auch wir landen, auch Dreiviertel der hawaianischen Bevölkerung entfällt auf diese Insel. Dennoch finden sich auf Oahu nur noch wenige Spuren polynesischer Kultur oder Tradition – abgesehen von den Darbietungen für Touristen rund um Waikiki Beach. Wovon es stattdessen nach unserem ersten Eindruck im Großraum Honolulu mehr als genug gibt, sind Hochhäuser, breite Straßen und – viel Verkehr! Zur Rush Hour sind die mehrspurigen Highways regelmäßig verstopft. Bei Autos scheint auch auf Hawai’i die amerikanische Parole zu gelten: größer, stärker, lauter! Von wegen von sanften Ukuleleklängen begleitete Inselidylle…laut aufheulende Pick-ups sind angesagt!
Auch wir reihen uns in den Stau ein und holen uns an unserem 1. Tag direkt einen Mietwagen. Der kostet uns pro Tag nur halb soviel wie das günstigste Hostelzimmer, gibt uns Mobilität zur Erkundung der Insel (was mit öffentlichen Verkehrsmitteln nur sehr eingeschränkt möglich ist) und ganz bequem schlafen lässt es sich in dem VW Jetta auch. Zuallererst statten wir selbstverständlich dem weltberühmten Waikiki Beach einen Besuch ab. Allerdings hält sich unsere Begeisterung in Grenzen. Der Strand ist ziemlich überlaufen, rundum von Hochhäusern zugebaut und der Blick auf’s Meer wird teilweise durch einen hässlichen Wellenbrecher aus Beton verschandelt. Zum Baden ist es an diesem Tag zu kalt und windig. Stürmisch und verregnet wird auch unsere erste Tour durch den Südosten der Insel. So hatten wir uns das Wetter auf Hawaii nicht vorgestellt…
Am nächsten Morgen scheint wieder die Sonne und wir beschäftigen uns beim Besuch von Pearl Harbour mit der Bedeutung Hawaii’s im 2. Weltkrieg. Das interessante Museum können wir wirklich empfehlen, auch wenn uns die Darstellungen teilweise eine Spur zu patriotisch sind. Auch das sehr bewegende Memorial der USS Arizona besuchen wir. Es wurde genau über der Stelle errichtet, an dem das Kriegsschiff bei dem Luftangriff der Japaner sank und fast 1.500 Menschen lebendig begraben mit sich in die Tiefe riss. Bis heute liegen die Trümmerreste des Schiffes hier unter Wasser. Wir können an dem sonnigen Tag sogar die Umrisse des unter Wasser liegenden Wracks erkennen. Und während wir vollstes Mitgefühl für die Angehörigen der gefallenen Matrosen haben, für die diese Stätte ein zu ehrender Begräbnisort ist, ist es uns dennoch unverständlich, dass nichts unternommen wird, um zu verhindern, dass bis heute jeden Tag etwa ein Liter Öl aus dem Schiffstank ins Meer auslaufen. Man kann ja leicht einmal hochrechnen, wieviele Liter Öl seit dem 7.12.1941 da zusammen gekommen sind…
Auf unserer Fahrt über die dünner besiedelte Westküste in den Norden wird die Natur wilder. An der für ihre gleichnamigen Meeresbewohner bekannten Turtle Bay wagen wir uns trotz kaltem Wind das erste Mal ins Wasser. Nach 30 Minuten Schnorcheln klappern uns zwar die Zähne, eine Schildkröte sehen wir leider trotzdem nicht. Durch kleine Surferörtchen fahren wir weiter an die Nordküste. Hier hat es die berühmten, mehrere Meter hohen Wellen, für die die weltbesten Surfer regelmäßig nach Hawai’i pilgern. Zumindest normalerweise…heute sind die Wellen kaum über 1 Meter hoch und trotz starkem Wind kommen die Wellen ungünstig. Weit und breit keine sind Surfer in Sicht. Schade.
Nach einer weiteren Nacht in unserem VW Jetta – dieses Mal direkt am Strand – entdecken wir am nächsten Morgen den landschaftlich schönsten Teil der Insel – den Nordosten! Zur Inselmitte ragen dicht bewachsene, steile Vulkanhänge auf, hinter denen das unzugängliche, immergrüne Innere der Vulkaninsel schlummert. Hier führen keine Straßen hinein oder hindurch. Nur vereinzelt bewirtschaften weitläufige Farmen die fruchtbaren Böden am Fuß der Hänge. Die Küste in diesem Teil der Insel wirkt wild und ungezähmt in ihrer rauen Schönheit. Zu gerne würden wir unsere Wanderschuhe schnüren und die Berghänge erkunden. Zu schade, dass wir aber keinerlei Informationen zu Wanderwegen in das wilde Innere finden. Wir sind uns sicher, dass es hier nochmal eine ganz andere Seite der Insel zu entdecken gibt. Und vielleicht das Hawai’i, das wir gerne gefunden hätten.
Gegen Mittag erreichen wir wieder den Südosten – und damit auch wieder den dichter werdenden Verkehr. Auf einem Strandspaziergang erlaufen wir den 2012 zum schönsten Strand der USA gewählten Waimanalo Beach. Dieser sieht wie viele der Strände hier wirklich traumhaft aus – wenn nur nicht so ein eiskalter Wind blasen würde… Deshalb beschränken wir uns auf der restlichen Strecke zurück nach Honolulu auf einige Auserwählte der tollen Strände, auf die Aussichtspunkte mit Blick über die Küste sowie einen Stopp am Surf-Hotspot Sandy Beach. Anders als beim ersten Mal sehen wir heute auch einige Surfer. Wir schauen eine Weile zu und bewundern die furchtlosen Brettkünstler. Selbst wagen wir uns nicht auf’s Brett, denn für Anfänger sind viele Strandabschnitte hier nicht geeignet.
Unsere geplante Wanderung auf den Diamond Head, ein erloschener Vulkankrater mit einer Wahnsinns-Aussicht über die Südostküste und Honolulu, blasen wir kurzerhand ab, als wir schon auf dem Weg zum Parkplatz in einem dichten Stau stehen und auf dem Weg nach oben einfach gar nichts mehr voran geht. Stattdessen fahren wir noch einmal zum Waikiki Beach, bevor wir uns wieder auf den Weg zum Flughafen machen, um unseren Mietwagen abzugeben und unseren wenige Stunden vorher gebuchten Flug auf die Insel Maui anzutreten. Denn ganz egal wie windig es ist – es kann doch nicht sein, dass wir Oahu verlassen ohne wenigstens ein einziges Mal planschen gewesen zu sein, nicht wahr? Von oben zeigt sich uns Oahu zum Abschied von seiner schönsten Seite! Von unserer kleinen Propellermaschine aus haben wir beste Sicht auf die Ostküste samt dem erloschenen Vulkan Koko und den Diamonds Head – und sehen zum ersten Mal Hawaii so, wie wir es uns vorgestellt hatten.