Mit dem Nachtbus kommen wir nachts um 3 Uhr in Bagan an. Eine gute Zeit, denn zum Sonnenaufgang wollen wir dort draußen sein. Inmitten der antiken Pagoden.
Da wir nicht wissen, wie weit es ins Zentrum ist und es stockfinstere Nacht ist, entscheiden wir uns, auf das günstigste Angebot aus dem Kreis der am Busbahnhof wartenden Fahrer einzugehen. Das von unseren Trekkingbegleitern Hanna & Calham empfohlene Hostel kennt der Fahrer auch, also los… Mit der Fahrradrikscha, auf der wir samt unserem Gepäck kurzerhand gestapelt werden (schließlich hat keiner was von Taxi gesagt …wir hätten es ahnen sollen 😀 ), geht es dann auch direkt los Richtung Nyaung-U, der auch Backpackertown genannten günstigen Alternative zu Old Bagan und New Bagan. Beim Hostel angekommen checken wir direkt ein. Nach einer kurzen kalten Dusche schwingen wir uns auch gleich auf die Räder, um den Sonnenaufgang mit Sicht über die Jahrhunderte alten Pagoden Bagans zu bewundern.
Trotz der frühmorgendlichen Stunde geraten wir beim radeln schon ordentlich ins Schwitzen. Bei einer der größeren Pagoden, auf die hinaufgeklettert werden darf, halten wir schließlich an und gerade rechtzeitig zum Sonnenaufgang erreichen wir die obere Terrasse der 800 Jahre alten Pagode. Der erste Blick über das antike Pagodenfeld ist unbeschreiblich! Wie oft haben wir diese Ansicht schon auf Postkarten bewundert. Nun ist es endlich so weit, wir sehen es mit eigenen Augen.
Wie kupferfarbene Blütenstängel ragen die bis zu 1.000 Jahre überdauernden Bauwerke im dunstigen Morgenlicht aus der grünen Ebene auf. Ein majestätischer Anblick, der live alle zuvor gesehen Bilder bei weitem übertrifft. Diese magischen Augenblicke müssen wir uns mit weit weniger anderen Touristen teilen als befürchtet – definitiv ein Vorteil, dass wir noch chinesische Größenordnungen gewohnt sind 😉
Im Anschluss radeln wir mit den Drahteseln zurück zum Hostel und frühstücken erst einmal.
Als es schließlich taghell ist, brechen wir erneut zu den Pagodenfeldern auf. Diesmal mit dem Elektro-Tandembike. Bei gut 40 Grad das einzig vernünftige Zweirad, um die Pagoden von Old Bagan bis New Bagan ohne Hitzeschlag oder knatternden Motor besichtigen zu können. Alternativ werden auch noch schöne Kutschfahrten angeboten.
Wir verbringen 2 ganze Tage zwischen, auf und in den Pagoden. Jedes der Bauwerke hat seine eigene Geschichte, die Biene mal mehr, Uli mal weniger spannend findet 😉 Manche Pagoden sind innen kunstvoll bemalt, andere beherbergen Überbleibsel der Bewohnung im 2. Weltkrieg, als sich die zivile Bevölkerung in den Pagoden versteckt hielt und wieder andere zeigen wahre Meisterleistungen der Steinmetzkunst. Am meisten beeindruckt hat uns die Sicht von den höheren Pagoden aus über die Pagodenfelder. Ein einzigartiger Anblick!
Zwar sehen wir in Bagan mehr Touristen als an den anderen Orten Myanmars, allerdings verlaufen sich die Wege auf den weitläufigen Pagodenfeldern sehr. Und auch wenn man wie wir sonst lieber abseits der ausgetreten Pfade unterwegs ist – Bagan war mit eines unserer Highlights in Myanmar. Eines, das man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte!
Im Anschluss geht es mal wieder mit dem Nachtbus weiter zu der am zweithäufigsten besuchten Region Myanmars: der Inlesee! Der zweitgrößte, tropfenförmige See ist vor allem für die sogenannten Einbeinruderer bekannt – hiesige Fischervölker, die ihre Ruderboote mit einem Bein manövrieren, um die Hände für das Fischernetz freizuhaben.
Als wir hier nachts um 2 Uhr ankommen stellen wir fest, dass um diese Uhrzeit – anders als in Bagan – niemand die 10 $ „Eintrittsgebühr“ verlangt. Zwar fährt uns ein junger Mann auf unserem Spaziergang in die Stadt hinterher und möchte Geld eintreiben – aber da könnte ja jeder kommen des nachts 🙂
Im gemütlichen Aquarius Guesthouse – dass wir ebenfalls auf einen Tipp von anderen Reisenden hin für die nächsten Nächte gebucht haben – bekommen wir sogar glatt noch ein (gratis) Bett für diese Nacht samt Frühstück. Am Morgen starten wir zu einer Radtour rund um den nördlichen Teil des Sees. Vorbei an ländlichem Leben und begleitet von vielem Winken und „mingalabar-„Rufen treten wir auf dem kleinen Uferpfad in die Pedale. Auf dem Weg passieren wir Reisfelder, viele kleine Dörfer, sehen traditionelle Tofu-Herstellung und teilen uns den Weg mit Hühnern, Ziegen und Herden von Wasserbüffeln. Über den See geht es mit einer kleinen Dschunke und mit den Rädern an der anderen Seite wieder hinauf. Bei einer Weinverkostung auf dem lokalen Weingut lassen wir den Tag gemütlich ausklingen – die Aussicht von den Hügeln auf den See ist phänomenal – der Weinanbau sollte aber vielleicht lieber doch den Franzosen überlassen werden 😉
Am nächsten Tag erkunden wir den See zusammen mit Thomas aus Frankreich vom Wasser aus. Neben der Besichtigung einer lokalen Silberschmiede, einer Schmuckwerkstatt und Perlenfarm besuchen wir auch Webereien, in denen aus Lotus- und Seidenfäden die traditionellen Longyis gewebt werden. Die Besichtigungen sind sehr interessant und zu unserer positiven Überraschung wird nirgends erwartet, dass wir etwas kaufen. Sehr spannend ist auch die Werkstatt, in der Cheroots hergestellt werden, eine Art Zigarren aus in Cherootblättern eingewickeltem Tabak – auch in ausgefallenen Geschmacksvariatioenen wie Anis erhältlich. Das müssen wir natürlich probieren 🙂
Anschließend schippern wir noch zu und durch die schwimmenden Gärten. In den fruchtbaren Beeten auf dem See wachsen hauptsächlich Tomaten, die von hier aus in alle Teile des Landes transportiert werden. Unterwegs sehen wir immer wieder Einbeinruderer, die trotz des touristischen Interesses an ihrer Person ungerührt und in aller Seelenruhe ihre Netze auswerfen und ihrem täglichen Broterwerb nachgehen.
Hallo lb. Weltenbummler!
Eure 2 tollen Berichte und die immer schönen Bilder haben mir jetzt über einen lästigen Zahnarztbesuch
weggeholfen. Fotografiert bitte weiter so fleißig und schreibt Eure Berichte für uns Daheimgebliebene