„Was wollt ihr denn in der Wüste??“ Da gibt es doch gar nichts zu sehen!“. Das war so ungefähr die Reaktion, wenn wir von unseren Plänen erzählten, zunächst nicht wie ursprünglich geplant vom Purnululu Nationalpark aus weiter ganz hoch in den Norden zu fahren, sondern über eine hauptsächlich von Minenfahrzeugen befahrene Verbindungsstraße quer durch die Tanami Wüste nach Alice Springs ins Landesinnere.

700 Kilometer. Auf einer Schotterpiste. Mitten durch eine der größten Wüsten Australiens.

Die Tanami-Wüste gehört zu den eher unwirtschaftlichsten Gegenden Australiens. Was der Name „Wüste“ ja schon vermuten lässt. Hier wächst einfach nix. Nichtmal Kängurus oder andere Überlebenskünstler soll es dort aufgrund der kargen Landschaft geben. Was wir da genau sehen wollten? NIX! Genau das reizte uns. Wir wollten einfach sehen, wie das so ist, in der Wüste. Wenn einfach mal NIX drumrum ist. Keine besondere Landschaft, keine menschlichen Siedlungen, keine Farmen, keine „Sehenswürdigkeiten“. Was gibt es denn da dann zu sehen? Liegt wirklich überall nur Sand? Oder wie sieht NIX eigentlich aus?

Bevor wir die Abzweigung vom Great Northern Highway ins Rote Zentrum erreichen, passieren wir den kleinen Ort Halls Creek. Hier füllen wir im Tankstellenshop (der einzige Supermarkt des kleinen Ortes und im Umkreis von 300 Kilometern) unsere Vorräte auf, duschen und erkundigen uns im Info-Center nach den aktuellen Straßenbedingungen der Tanami Road. Unser Trinkwasser füllen wir kostenlos am Trinkbrunnen im Park auf. Mit gut 40 Litern Wasser sollten wir für die nächsten beiden Tagen, die wir für die Wüstendurchquerung und für alle Fälle einplanten, gut gerüstet sein. Und noch ein Stopp liegt auf unserem Weg, bevor wir die Wüste erreichen. Wir machen einen Abstecher zum zweitgrößten Meteoritenkrater der Welt. Der übrigens Schauplatz und Drehort des gleichnamigen Filmes Wolfe Creek war. Ähem, wir haben den Film beide bisher noch nicht gesehen und keine Ahnung, worin es in dem australischen Klassiker geht… Wenn ihr ihn gesehen habt, dürft ihr uns gerne unter diesem Bericht in den Kommentaren aufklären! 🙂

Der Wolfe Creek Krater

Jedenfalls krachte an genau dieser Stelle vor 30.000 Jahren ein riesiger Meteorit mit einer Geschwindigkeit von 15 km/s (!!!) auf die Erde. Der Aufprall hatte eine solche Wucht, dass das Weltraumgestein beim Aufprall zerschellte und die Trümmer in bis zu 4 km Entfernung geschleudert wurden. An der Einschlagsstelle entstand ein 120 Meter tiefer Krater mit stolzen 880 Metern Durchmessern! Heute ist der Krater durch die Erd-Ablagerungen im Laufe der Jahrtausende nur noch 50 Meter tief. Und trotzdem noch beeindruckend. Wir verbringen eine Nacht auf dem kostenlosen winzigen Campingplatz am Fuße des Kraters, klettern auf den Rim und schauen von dort in den kreisrunden Krater hinab, sehen in der Ferne ein paar Buschbrände lodern, bewundern den von dort oben aus endlos erscheinenden Horizont und einen tollen Sonnenaufgang. Wir versuchen uns vorzustellen, was für eine gigantische Kraft der Aufprall gehabt haben musste – aber können das nicht wirklich!

Wenige Kilometer in die Tanami Wüste hinein biegen wir tags darauf in die kleine Aborigines Siedlung Bilabuna ab, um nochmal vollzutanken. Zu einem Rekordpreis. Aber wir sind ja hier auch in der Wüste. Anstelle des gewohnten bleifreien Benzins gibt es hier Opalbenzin. Das ist in vielen abgelegenen Gegenden Australiens der Fall, das haben wir zuvor schon gelesen. Wir machen uns Gedanken zum Grund. Später sollen wir in Alice Springs in einer Info-Broschüre lesen, dass dies eine Maßnahme zur Reduktion der Zahl an Benzinschnüffel-Abhängigkeit Betroffenen ist. Weil Opal-Benzin geruchlos ist. Leider ist es in der kleinen Siedlung nicht wirklich schön. Überall liegt Müll auf dem Boden herum, verwahrloste Hunde streunen durch die wenigen Straßen des kleinen Ortes und viele die kleinen Hütten haben sicher schon bessere Zeiten gesehen.

Und dann geht es also wirklich los in die Wüste. Nach ein paar Stunden Fahrt auf der wirklich stark gewellten Schotterpiste überqueren wir die Grenze von Western Australia ins Northern Territory. Für uns schließt sich hier ein Kreis, denn in Darwin, der Hauptstadt des Northern Territory, haben wir erstmals unseren Fuß auf australischen Boden gesetzt. Was wir unterwegs nun so sehen? Tja, da wäre erstmal:

  • überraschend wenig Sand (wusstet ihr, dass Wüste nicht gleich Sandwüste ist? Also Biene nicht…:-D ). Vielmehr wächst stacheliges Spinifex-Gras überall in Büscheln aus der roten Steppe
  • dafür umso mehr Staub – genauer gesagt sogenannter Bulldust: feinster roter Sandstaub, der sich einfach ü b e r a l l ab- und festsetzt. Unser Lion King hat seitdem einen – mehr oder weniger dezenten – Rotschimmer in seinem goldenen Fell.
  • Wildpferde! Gleich 2 Herden der ausralischen Brombys dürfen wir entdecken.
  • Riesige Roadtrains.
  • Abertausend funkelnde Sterne am Nachthimmel, die aufgrund der fehlenden Lichtquellen drumherum ganz besonders gut sichtbar funkeln.

Für die Nacht fahren wir einfach etwas abseits in die rote Steppe hinein, parken unseren Jeep hinter mannshohen Gestrüpp und schlagen hier unser Nachtlager auf. Und nach einem Tag Fahrt über viele viele Schlaglöchern, große spitze Steine und zerplatzte Reifenteilen kommt es, wie es irgendwann kommen musste: wir haben einen Platten! Zum Glück ist das halb so wild, dafür haben wir ja unser Ersatzrad dabei. Während Uli in der Wüste Reifen wechselt, backt Biene Stockbrot über´m Holzfeuer. Am Lagerfeuer später versuchen wir uns vorzustellen, dass wir gerade vielleicht die beiden einzigen Personen in dieser Wüste sind. Das ist so, als hätten wir uns versucht vorzustellen, dass wir die einzigen Personen zwischen Enzberg und Waldmössingen sind. Nur ist die Fläche noch viel größer. Wahnsinn, oder nicht?!
Gegen Mittag des nächsten Tages erreichen wir Alice Springs.

Alles in Allem war die Wüste gar nicht so langweilig wie man das vielleicht vermutet!

3 Gedanken auf \"Ab in die Wüste – durch die Tanami Dessert nach Alice Springs\"

  1. Also ihr 2, sowie der Horrorfilm beschrieben wurde, könnt ihr froh sein aus der Wüste wieder heil heraus gekommen zu sein. Ich habe schon vom Durchlesen eine Gänsehaut bekommen.
    Liebe Grüße
    Mama

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