Auf einmal ist es wieder grün. Innerhalb eines halben Tages ändert sich schlagartig die Welt um uns rum. Wir staunen über Nadelbäume und Farne, saftiges Gras, fruchtbares Land. Sanfte Hügel. Und sogar die grasenden Kühe ändern sich – nicht mehr die asiatischen Brahman mit ihren hohen Höckern, sondern schwarz-weisses Fleckvieh weidet jetzt auf saftig grünem Gras. Und damit nicht genug – überall sind Menschen, Farmen, kleine Outback-Städte. Mit jedem Kilometer ist das Land wieder dichter besiedelt.

Erst einen Tag ist es her, dass wir die Grenze zwischen dem Northern Territory und Queensland überquert haben. Davor fahren wir 4 Tage durch das karge, nur mit gelbem Savannah Gras bewachsene Steppenland im Golf von Carpentaria. Immer in Richtung Osten. Vereinzelt stehen schmale, abgebrannte Baumstümpfe im hohen Grasland. Hier wüten regelmäßig Buschbrände, seit Jahrtausenden von Jahren ist das der natürliche Lauf der Natur. Geregnet hat es hier seit 4 Jahren nicht mehr. Die Flüsse sind ausgetrocknet, viele Wasserfälle versiegt und das Land auf gut deutsch furztrocken. Egal was wir anfassen, es ist staubig.

BROOME NACH CAIRNS

Wir fahren den Savannah Way entlang. Diese epische Straße, die manchmal nicht mehr als eine staubige Dreckpiste ist, führt einmal komplett durch das nördliche Australien und verbindet das exotische Broome im Westen mit dem fast europäischen Cairns im Osten. 5 Tage lang sind wir so immer in eine Richtung gefahren – und das war gerade einmal die Hälfte des Weges! Denn wir sind erst in Katherine auf den Savannah Way gestartet. Bis nach Mataranka ist die Straße noch geteert. Die von Palmen gesäumten Quellen sind auch beim zweiten Besuch eine wahre Oase in der Wüste. Dahinter wird die Straße immer schmäler. So abgelegen und wenig bekannt ist diese Strecke, dass selbst in unserem Atlas nur ein winziger Abschnitt dazu steht. Er lautet: Der Savannah Way führt von Broome nach Cairns. Er wird wohl nicht ohne Grund eine Abenteuerfahrt genannt.

4WD-Liebhaber kommen auf dem Savannah Way ganz auf ihre Kosten. Über 1000 Kilometer gibt es kein geteertes Stück Straße, dafür jede Menge Kuppen, sandige Kurven, tiefe Senken aus denen das Auto beim hochfahren geradezu abhebt und vor allem: jede Menge ordentliche Flussdurchquerungen. In dieser Hinsicht hat uns die Gibb River Road ja etwas enttäuscht, da es viel trockener als erwartet war. Hier aber ist es noch so, wie wir uns das vorstellten. Die Flüsse sind trotz Dürre tief. Und naturbelassen. Und aufgrund der Krokodile wollen wir hier auch nicht zu Fuß vorab testen, wie tief das Wasser ist. Also heißt es: Allrad rein und los ins kalte Nass. Unser Lion King hat sich hervorragend geschlagen und wir sind auch ohne Schnorchel trockenen Fußes durch alle Flüsse gekommen.

An typischen Sehenswürdigkeiten gibt es unterwegs nicht viel. Einen Nachmittag laufen wir einen 2.4 km langen Spaziergang durch die Verlorene Stadt im Limmen Nationalpark. Die hier bis zu 20 m hoch aufragenden Sandsteinfelsen erinnern tatsächlich an verlassene Hochhäuser einer längst vergangenen Zivilisation.

Ansonsten sehen wir unterwegs spärliche Steppe, viele ausgetrocknete Flussläufe und vor allem: roter Sand und weiser Staub! Wir kommen an einer Hand voll kleiner Aborigines Gemeinden vorbei. Auch Booroloola, das früher einmal die Schmuggelhochburg des Nordens und für seinen illegalen Grogghandel berüchtigt war, ist heute nicht mehr viel mehr als eine Hauptstraße mit einer indigenen Kunstgalerie und 3 Tankstellen.

In Burketown, einer kleinen „Stadt“ am Golf (Einwohnerzahl: 250) landen wir in der Barramundi-Hauptstadt Australiens. Von dieser besonderen Fischart lesen wir davor schon oft, schwärmt doch jeder Einheimische von diesem äußerst schmackhaftem Fisch. Von Uli´s ehemaligem Arbeitskollegen haben wir schon vor einigen Wochen eine Support-US Spende zur freien Verfügung bekommen. Und nach einer kostenlosen Dusche nach 3 Tagen Staub finden wir den richtigen Anlass, um diese Spende einzulösen – für eine große Portion Barramundi-Filet mit Pommes & Salat!

Leckerer Barramundi!
DANKE, THOMAS!

Bei der am Fenster vorbeiziehenden monotonen Landschaft ziehen sich die Fahrtage etwas. Aber hier ist ja der Weg das Ziel. Wir finden jeden Tag herrliche Schlafplätze mitten in der Natur, in ausgetrockneten Flussbetten und mit vielen Wildtieren um uns herum.

Wir sehen Wasserlöcher, die den an die kargen Bedingungen bestens angepassten Tieren eine verlässliche Wasserquelle bieten. Auch noch nach 4 Jahren Dürre. An einem entdecken wir einen majestätischen Jabiru, den australischen Storch. Und an einem anderen 3 Brolgas, die einzige australische Kranich-Art. Und natürlich die wilden Krokodile, die fast unsichtbar in den Wasserlöchern unter der Wasseroberfläche liegen. Und uns an so manch idyllisch aussehendem Wasserlauf von einem erfrischenden Sprung ins kühle Nass abhalten. Und wir sehen wilde Brumbies. Und immer wieder verrostende Schrottautos, die gerade so am Straßenrand liegen gelassen wurden. die  Tägliche Highlights sind die Sonnenauf- und untergänge Am endlosen Horizont des australischen Outbacks färbt sich der Himmel zur Dämmerung in den leuchtendsten Farben.

Und heute sind wir also in den Atherton Hochlands angekommen. Auf einmal ist es eine große Herausforderung, nach all den Wochen in der Weite und Menschenleere Westaustraliens und dem Northern Territorry einen Schlafplatz zu finden, der nicht zu einer Farm gehört. Alles scheint besiedelt. Dafür freuen wir uns, wieder günstiges Obst & Gemüse in den Supermärkten zu finden. Und auch der Sprit ist wieder 50 Cent pro Liter günstiger. Es wieder Wein zu kaufen. Und was sind eigentlich diese dicken weissen Dinger am Himmel? Ach ja, Wolken! Die haben wir auch schon eine Weile nicht mehr gesehen.

Wir fühlen uns wie in einem anderen Land!

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