Nach 50 Tagen in China war es für uns Zeit, wieder aufzubrechen und neue Gegenden zu erkunden. 50 Tage hören sich nach einer langen Zeitspanne an. Wir waren viel unterwegs, haben das Land von Nord nach Süd und Ost nach West (teilweise) durchquert, tolle Orte gesehen, viel erlebt und hatten spannende Begegnungen. Und dennoch gibt es noch unzählig viele Plätze und interessante Ecken in diesem großen Land, die wir noch nicht entdeckt haben.
Aber wir brauchen ja auch noch Ziele für unsere nächste Reise…

HONG KONG

Mit dem Nachtbus kommen wir morgens um 6 Uhr in der chinesischen Grenzstadt Shenzhen an. Von hier ist es nur noch ein Katzensprung nach Hong Kong. Nach einer kurzen Busfahrt sind wir auch bereits am Grenzübergang angekommen. Es ist Samstagmorgen und an den Ausreiseschaltern bilden sich lange Schlangen. Viele Festland-Chinesen nutzen das Wochenende für einen Kurztrip in die ehemals britische Kolonie. Dann ist es soweit: Wir bekommen den Ausreisestempel in unseren Pass gedrückt und sind aus der Volksrepublik China ausgereist. Auf der anderen Seite geht es schneller voran – es gibt extra Schalter für Nicht-Chinesen 🙂
Wir fahren mit der effektiven Subway MRT in den Stadtteil Mongkok, wo wir unsere Unterkunft gebucht haben. Wir haben wir zum ersten Mal auf unserer Reise kein Hostel gebucht, sondern uns über airBnB ein Zimmer in einer privaten Wohnung gemietet. Dank der guten Wegbeschreibung unseres Vermieters finden wir unsere Bleibe auf Anhieb. Die Wohnung ist typisch für Hong Kong: Winzig. Mini-Bad, Mini-Waschmaschine, Mini-Küche (2 Kochplatten im Flur) und durch dünne Holzwände unterteilte Mini-Räume. Auch unser Zimmer ist so klein, dass neben dem Bett an 3 Seiten gleich die Wand kommt und an der 4. gerade so die Tür aufgeht. Die Quadratmeterpreise sind teuer in Hong Kong. Platz ist Luxus in diesem von Wasser umgebenen Art Stadtstaat. Uns reicht der Platz zum schlafen. Nach einem kurzen Plausch mit unserem Vermieter und Begrüßung seiner Schildkröte Toby machen wir uns stadtfein und ziehen los. Wir verbringen den Nachmittag mit der Erkundung des Stadtteils Kowloon, bevor wir uns bei Einbruch der Dunkelheit zur Avenue of Stars aufmachen.

Diese Uferpromenade ist dem Hollywood Walk of Fame nachempfunden. Namhafte asiatische Künstler sind hier mit einem Stern im Boden verewigt. Der einzige Name, der uns beiden etwas sagt, ist Jackie Chan… 😉 Von der Avenue of Stars aus haben wir beste Sicht auf die allabendlich stattfindende Lasershow „Symphony of Lights“. Wir ergattern einen Platz in der ersten Reihe direkt am Wasser, lauschen der passend zu den bunten Lasern komponierten Musik und genießen den Trubel. Im Anschluss schlendern wir durch das nächtliche Kowloon zum Nachtmarkt in der Temple Street, der vielleicht nicht mehr ganz so spektakulär ist wie bei Biene’s letztem Besuch vor 5 Jahren (oder liegt es daran, dass wir wissen dass wir alles auf dem Rücken tragen müssen, was wir kaufen?!).

ONE DAY IN HONG KONG

Heute steht klassisches Sightseeing auf unserem Programm:
Mit der Star Ferry setzen wir über zum Victoria Harbour nach Hong Kong Island, erkunden das Stadtviertel Central mit seinen eisgekühlten, luxuriösen Shoppingmalls zu Fuß, fahren in SoHo mit den Midlevel-Escalators auf den längsten Outdoor-Rolltreppen der Welt, trinken ein Bier in Lan Kwai Fong und fahren mit einer nostalgischen Tram zum Yachthafen der Causeway Bay. Wir genießen das internationale Flair Hong Kong’s, lassen uns durch die belebten Straßen treiben und blicken an den spiegelnden Fassaden der Skyscrapper hinauf. Auch wenn diese Metropole seit 1996 wieder zu China gehört, fühlt es sich doch ganz ganz anders an. Internationaler, lebendiger, irgendwie weltoffener. Heute schauen wir uns die Symphony of Lights vom anderen Ufer aus an.

WIR SIND WELTMEISTER

Gegen Abend testen wir die Bars auf der Lockhardt Street, der Partymeile Wan Chai’s,. Heute ist Finalnacht der Fußball-WM! Deutschland gegen Argentinien! Wir suchen eine Bar, die das Spiel überträgt. Unsere Auswahlkriterien: großer Bildschirm, möglichst kein bzw. geringer Eintritt, gute Stimmung und der Preis für ein gezapftes Bier 😀
Wir werden fündig und suchen uns schließlich eine Eckbar aus, in der an allen 4 Wänden große Screens hängen und das Spiel zusätzlich auf einer großen Leinwand übertragen wird. Wie sich gegen 23 Uhr langsam herausstellt, hatten wir bei unserer Wahl einen guten Riecher! Die Stühle und Tische werden rausgetragen – der Wirt vermutet, dass es voll wird. Tatsächlich, gegen Mitternacht füllt sich die Bar zusehends. Um uns herum weiße Trikots mit schwarz-rot-goldenem Wappen und eine vertraute Sprachmelodie. Wir verstehen die Menschen um uns rum. Huch, und sie verstehen uns 😉 In der Bar sind gut 90% Deutsche – wir haben uns zufällig die Stammkneipe der deutschen Expats in Hong Kong für das Finale ausgesucht. Wir sind begeistert. * Noch 3 Stunden bis Spielbeginn. Bei Helene Fischer, den Toten Hosen und den Sportsfreunden Stiller fängt die Stimmung langsam an zu brodeln. Neben uns steht Kathrin aus Karlsruhe, die seit 5 Jahren in Hong Kong lebt… so klein ist die Welt! Als es endlich 3 Uhr morgens ist, ist die Bar gerammelt voll und die Stimmung sensationell. Es sind packende 120 Minuten mit vielen „Aah’s“ und „Ooohs“ und rauschenden Pausen (Video folgt 🙂 ).

Als es 2 Stunden später langsam hell wird und endlich fest steht, dass Deutschland tatsächlich zum 4. Mal in der Geschichte den Titel geholt hat, kennt die Freude kein Halten mehr. Auf der Straße vor der Bar wird getanzt, gejubelt und gefeiert bis die Polizei kommt. Der einsetzende Berufsverkehr kommt nicht mehr durch, die gesamte Straße ist dicht und der Polizei bleibt nichts anderes übrig, als die Kreuzung komplett abzusperren.

Wir feiern ausgelassen und an Schlaf ist nicht zu denken. Als sich die Party langsam auflöst, ziehen wir beide weiter. Unser Ziel: der Victoria Peak. Mit der historischen Peak Tram, der ältesten noch in Betrieb befindlichen Standseilbahn der Welt fahren wir, als erste Passagiere an diesem Morgen, auf den höchsten Berg Hong Kongs.
Oben angekommen genießen wir den klaren Blick auf die morgendliche Skyline Hong Kongs, den Victoria Harbour und die Outlaying Islands rundum. Als uns das Personal von der Aussichtsplattform schmeißen will, weil sie noch nicht geöffnet ist (warum genau fährt dann die Tram bereits?), setzen wir uns zum Ausruhen auf die Parkbänke auf der Terrasse. Es dauert natürlich keine 5 Minuten, bis wir eingeschlafen sind 😀

Frisch ausgeruht machen wir uns etwas später auf den Abstieg. Nach einer anstrengenden Wanderung abwärts und einem kurzen Abstecher in den Zoologischen Garten kommen wir wieder in SoHo an, von wo aus wir gemütlich mit der Metro zurück nach Mongkok fahren. Dort wartet schon ein Sieges-Schnitzel und unser Bett-Zimmer auf uns. Der Rest des Tages ist schnell erzählt: wir verschlafen ihn größtenteils 😀 Zum Glück regnet es den längsten Teil des Nachmittags, sodass wir guten Gewissens einfach liegen bleiben 😉

MACAU – DAS LAS VEGAS ASIENS

Immer noch in Siegeseuphorie erreichen wir am nächsten Tag Macau. Die ehemals portugiesische Kolonie liegt gerade einmal 45 Fähr-Minuten von Hong Kong entfernt. Wir fahren mit dem Bus durch die schöne, sehr mediterran anmutende Altstadt und checken in das Hostel ein, in dem Biene vor 5 Jahren schon war. Wie damals ist das San Va Hospiderìa immer noch die günstigste Unterkunft des Stadtstaats, die Besitzerin immer noch gleich garstig und die Zimmer noch gleich verlebt. Naja, für eine Nacht geht es…
Wir erkunden zu Fuß das Stadtzentrum, schlendern über den bekannten schwarz-weissen Largo d Senado und besichtigen die historisch bedeutsamen Bauten. Abends zieht es uns in eines der zahlreichen Casinos. Wie ihr merkt, sind wir aber noch nicht wieder zuhause – wir haben also der Versuchung widerstanden und uns nicht selbst an die Spieltische gesetzt 😀 Stattdessen haben wir einen unterhaltsamen Abend bei freien Drinks in schöner Hotelatmosphäre.

Bei unserer Rückkehr ins Hotel erwartet uns eine unerfreuliche Email: Aufgrund des Taifuns Glenda, der auf den Philippinen erwartet wird, wurde unser Flug für den morgigen Tag gecancelt.
Den Abstecher auf die Philippinen haben wir spontan in unsere Reiseplanung eingeschoben. Eigentlich stand als nächstes das geheimnisvolle Myanmar auf unserer Route. Allerdings haben wir nach den (heißen) knapp 2 Monaten in China das Bedürfnis nach Strand, Relaxen und Nichts tun. Und auf die Philippinen wollten wir eh noch irgendwann…

Trotz des gecancelten Fluges brechen wir am nächsten Morgen zum Flughafen auf. Wir wollen sehen, ob sich nicht doch noch etwas machen lässt, damit wir noch heute auf den Philippinen ankommen. Als aber kurz darauf fest steht, dass heute definitiv weder von Macau noch von Hong Kong aus ein Flug auf die Philippinen abhebt, überlegen wir uns unsere Optionen:

  • Eine weitere Nacht in unserer überteuerten Absteige, in der wir uns das Zimmer mit vierbeinigen Kriechern teilen müssen.
  • Verrückt und spontan sein.

PROJECT TERMINAL

Keine Frage – wir entscheiden uns für Alternative 2. Und so kam es, dass wir unser Zelt am bisher ungewöhnlichsten Ort unserer Reise aufschlugen…

Aber der Reihe nach. Zuerst fahren wir mit dem kostenlosen Shuttle-Bus von einem der noblen Casino-Hotels zum Strip, wo die ganzen schönen Luxushotels mit ihren Casinos die spielfreudigen Besserverdiener Asiens anlocken… Im einladenden Galaxy Hotel deponieren wir zuerst unser Gepäck beim überaus hilfsbereiten Concierge. Nun steht einem relaxten Nachmittag nichts mehr im Wege bzw. auf dem Rücken. 😉 Wir schlendern durch das Hotelcasino, freuen uns über den Gratis-Kaffee, den wir angeboten bekommen und gehen weiter ins Hotel Venetian, das eine genaue Replik des Venetian in Las Vegas ist. Hier bummeln wir entlang des originalgetreu nachgebauten Canale Grande bis zum Markusplatz, winken den singenden Gondolieres zu und schlendern anschließend in den alten Teil Macaus. Hier in Taipa bummeln wir durch die Marktstraßen und naschen uns in den Bäckereien durch die Gratis-Kostproben an lokalem Gebäck. Mit Einbruch der Dunkelheit machen wir uns auf ins Hard Rock Hotel, um bei guter Musik am Pool den Abend mit Blick auf das festlich beleuchtete Venetian ausklingen zu lassen.

In der Gewissheit, das Beste aus diesem zusätzlichen Tag gemacht zu haben, steigen wir später wieder in den kostenlosen Shuttle-Bus zurück zum Flughafen. 🙂
Und hier schlafen wir, etwas abseits der Wartehalle auf der Empore im 1. Stock, wie die Engel in unserem kleinen Zelt – bis uns am nächsten Morgen der Wachmann weckt 😀
Und nach 24 Stunden am Flughafen ist es dann auch fast schon Zeit, in den Flieger zu steigen, der uns auf die Insel bringt….

Ein Gedanke auf \"Hong Kong und Macau – von alternativen Schlafplätzen in Megametropolen\"

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