Am frühen Abend auf Maui holen wir uns direkt wieder einen Mietwagen. Und los geht’s. Zumindest bis auf den Highway. Dort stehen wir erstmal im Feierabendverkehr… Obwohl der Hauptort Kalahui nur die Größe einer Kleinstadt hat und auf Maui viel weniger Menschen leben als auf Oahu, gibt es auch hier um die Orte herum ein (zu) hohes Verkehrsaufkommen. Wir wollen in den Süden der Insel. Wir schlafen aber nicht in einer der vielen schicken Hotelanlagen, mit denen ein großer Teil der südwestlichen Küste verbaut ist, sondern mal wieder im Auto. Zwar kann der kompakte Spark, den wir von der Mietwagenfirma zugeteilt bekommen haben, bei weitem nicht mit dem Schlafkomfort unseres Jeeps in Australien mithalten – dafür überzeugt sein Preis!
Der Preis spielt auch eine Rolle bei den Lebensmitteln, die wir uns auf Hawaii kaufen. Manchmal ist es gar nicht so leicht, trotz allseits schier übermächtigem Konsum-Angebot etwas vernünftiges zu Essen oder zu Trinken zu erträglichen Preisen zu finden. Obwohl wir keine Fans von Fertiggerichten aus dem Supermarkt sind, kommen wir kaum an amerikanischer Junkfood vorbei, wenn wir unsere Ausgaben hier im Rahmen halten wollen. Z. B. kostet purer, frischer Saft fast dreimal soviel wie dieselbe Menge an Coca-Cola, Pepsi und co.! Etwas schwierig gestaltet sich teilweise auch die Suche nach einem Stellplatz für die Nacht, da viel Land umzäunt und in Privatbesitz ist und die meisten Beachparks (=Strandparkplätze) und öffentlichen Toiletten nachts abgeschlossen werden. Dennoch finden wir auch einige richtig schöne Schlafplätze. Eine Nacht stehen wir mit unserem kleinen Auto direkt an der Küste mit Blick auf’s Meer – und sehen morgens noch mit schlaftrunkenen Augen in der Bucht vor uns Buckelwale springen. An einem anderen Abend fahren wir einen kleinen Weg zwischen Kuhwiesen den Berg hinauf und haben vom Hang aus beste Aussicht auf die Westküste – und auf einen wunderschönen Sonnenuntergang.
Unser spektakulärster Schlafplatz ist in einem Vulkankrater. Etwas über 3.000 Metern hoch ist der erloschene Vulkan Haleakala, auf den man ganz bequem mit dem Auto hinauf fahren kann. (Was auch sonst – schließlich sind wir in den USA! 🙂 ) Nach einem wunderschönen Sonnenuntergang dauert es nicht lange, bis wir die einzigen auf dem Gipfelparkplatz sind. Die Nacht in dieser Höhe ist bitterkalt. Aber der einmalige Sternenhimmel und das ergreifende Gefühl, völlig allein am Rande eines Vulkankraters zu schlafen, ist das Frieren allemal wert. Gegen 4 Uhr morgens ist es jäh vorbei mit der Nachtruhe – die ersten Touristen kommen hoch gefahren, um sich die besten Plätze zum Sonnenaufgang zu sichern. Gut, dass wir schon in der ersten Reihe stehen. So können wir ganz gemütlich noch etwas weiter schlafen, bevor wir dick eingemummelt ebenfalls den spektakulären Sonnenaufgang am Kraterrand bestaunen.
Im Anschluss laufen wir zu einen Aussichtspunkt über den Krater. Vor uns liegt eine faszinierende Mondlandschaft. Wie kleine Vulkane ragen kegelförmige Hügel aus der Masse an rotbraunem Geröll auf. Unterwegs fällt unser Blick auf die silbernen, kugelförmigen Gewächse am Wegesrand. Es sind Silverswords. Die metallisch schimmernden Pflanzen wachsen nirgendwo sonst auf der Welt, nur hier im Krater des Haleakalas. Sonst wachsen keine Pflanzen unter den widrigen Bedingungen hier oben. Bis zu 50 Jahre kann eine Silversword-Pflanze alt werden. Und nur ganz am Ende ihres Lebens, da blüht sie einmal für wenige Wochen. Ihre lila farbene Blüte wird bis zu 2 Meter hoch – was muss das für ein edler Anblick sein in der surreal monotonen Kraterlandschaft.
Anschließend gehen wir zurück zu unserem Auto. Jetzt ist nur noch wenig los hier oben, die meisten Touristen fahren direkt nach dem Sonnenaufgang wieder hinab. Dabei gäbe es auch längere Wanderwege, der längste führt in ca. 7 Stunden erst hinab in den Krater und wieder hinauf auf den Gipfel. Wir haben aber heute ebenfalls andere Pläne. Wir wollen die Road to Hana fahren. Die bekannteste Straße Maui’s schlängelt sich in unzähligen Kurven wunderschön entlang der gesamten Ostküste der Insel. Wir entscheiden uns, die Straße entgegen der üblichen Richtung zu fahren. So führt uns unser Weg zunächst in den Süden der Insel. Hier beginnt in Haiku der Pi’ilani Highway – der mit einem Highway aber nur den Namen gemeinsam hat. Die schmale Straße ist nicht sonderlich gut instand gehalten und mehrere Meilen sind komplett unbefestigt. Da hier auch immer wieder Steinschläge passieren und viele Fahrer es nicht gewohnt sind, auf Schotterstraßen zu fahren, verbieten viele Mietwagenverleiher das Befahren dieser Strecke mit ihren Fahrzeugen.Wir als erfahrene Outback-Fahrer finden die Strecke allerdings halb so wild und haben auch keinerlei Probleme.
Ähnlich ging es uns 2 Tage zuvor auch schon auf dem Death Highway im Nordwesten der Insel. Richtige Horrorgeschichten haben wir über diese sich schlängelnde Strecke im Vorfeld gehört. Und dann entpuppt sich die Todesstraße als zwar kurvige und holprige einspurige Strecke, die aber mit wenigen sehr engen Stellen gut zu meistern ist – nur das Hupen beim Einfahren in die Kurven darf man besser nicht vergessen!
Zurück in den Süden der Insel. Die Landschaft in diesem Teil der Insel ist sehr trocken, große Lavagesteinsbrocken liegen auf der dürren Erde und die Küste ist durchgehend felsig. Ein richtiger Kontrast zu dem immergrünen Regenwald, der uns auf der anderen Seite des Berges bei Hana am nächsten Tag erwarten würde. Zuvor kommen wir noch an einigen landschaftlich attraktiven Stellen vorbei. Aus einem Bad in den natürlichen Felsenpools der Seven Sacred Pools wird leider nichts, da diese wegen Sturzflutgefahr derzeit geschlossen sind – auf diesen Umstand weisen uns gleich mehrere Schilder nebeneinander wiederholt hin. Überhaupt haben wir auf Hawai’i den Eindruck, dass ein Schild nirgendwo auszureichen scheint. Wo eines aufgestellt ist, stehen garantiert noch 2-3 weitere mit derselben Aufschrift in wenigen Metern Abstand. Ob sich die Menschen dadurch wohl eher an etwas halten?
Hana selbst ist nur ein kleiner Ort und hat nicht allzu viel zu bieten. Hier ist der Weg das Ziel. Auf der 85 km langen Strecke mit den 617 Kurven und den 59 Brücken zwischen Hana und Paiia laden eine ganze Reihe natürlicher Attraktionen zu Stopps ein: Strände mit rotem, schwarzem und weissem Sand, Wasserfälle, Lavastrände, kurze Wanderwege in den Regenwald, urige Cafés mit frisch gebackenem Bananenbrot und und und. Und immer wieder spannen sich Regenbögen über den Himmel. Am besten gefallen uns persönlich einige Eykalyptusbäme. Bei diesen handelt es sich um eine besondere Art, deren Rinde bunt gefärbt ist. Die Stämme schauen aus, als hätte sie jemand mit Wasserfarben angestrichen.
Am anderen Ende der Straße liegt das Hippiestädtchen Paiia. Allerdings sind mit den Touristen mittlerweile auch hier die üblichen Shops der großen Surfmarken eingezogen, die in keinem hawaiianischen Ort fehlen dürfen. Kein Wunder – nur wenige Kilometer hinter Paiia findet sich die berühmte THE TUBE. Diese berüchtigte Welle ist nur etwas für absolute Surf-Profis, die das Innere der Welle, also den Tunnel, surfen. Videos davon sind beeindruckend. Live gesehen haben wir es leider nicht – auch an diesem Tag meint es der Gott des Windes nicht gut mit uns und lässt die Wellen un-surfbar brechen. Wir sehen dafür am Hockipa Strand in der Nähe ein anderes Highlight: der Strand ist einer der wenigen Ruheplätze, den die Grünen Meeresschildkröten, für die Hawaii bekannt ist, an Land aufsuchen. An die 20 Honus, wie die Tiere in der Sprache der hawaiianischen Ureinwohner heißen, ruhen sich gerade am Strand aus, als wir kommen. Auf die Entfernung sind die noch nassen Panzer kaum von den großen Steinen am Strand zu unterscheiden. Erst beim genauen Hinsehen verwandeln sich mehr und mehr Steine in Schildkröten. Immer wieder schleppt sich eines der behäbigen Tiere langsam ins Wasser oder eine neue Honu lässt sich von der Brandung an den Strand spülen. Und wir haben noch mehr Tierbeobachter-Glück: am selben Strand lässt sich an diesem Tag eine seltene Mönchsrobbe die Sonne auf den Bauch scheinen. Wir freuen uns riesig, nach unseren bisherigen erfolglosen Schnorchelgängen doch noch Honus zu sehen zu bekommen.
Und es ist, als wäre mit dieser Begegnung ein Bann gebrochen worden: als wir an anderer Stelle an diesem Abend und auch früh am nächsten Morgen schnorcheln, sehen wir die großen Grünen Meeresschildkröten endlich auch in ihrem Element unter Wasser. Die 3 Schildkröten lassen uns ganz entspannt mit sich schwimmen und eine kommt uns sogar so nah, dass wir sie hätten berühren können. Wow! Erst als eine große Gruppe Schnorchler von einem Ausflugsboot aus neben uns ins Wasser springt, nehmen die Tiere Reißaus….
Wir sagen ebenfalls Adieu und fliegen zurück nach Honolulu, von wo aus uns einen Tag später unser Flug auf’s amerikanische Festland bringt. Obwohl uns Maui viel besser gefallen hat als Oahu, würden wir unsere Flitterwochen trotzdem auch hier eher nicht verbringen… aber dafür haben wir schließlich auch schon andere Ideen! 😉
Da sind wir ja mal gespannt wo euch eure Flitterwochen hinführen 🙂