Unsere Katze erzählt
Ruck zuck waren wir über der Grenze und schon bald darauf fahren wir entlang des schmalsten Zipfel Thailands. Gerade mal straßenbreit ist das Land hier. An die eine Seite grenzt das Meer und auf der anderen Straßenseite zieht sich Kambodscha noch über viele Kilometer weiter in den Nordwesten.
Von der menschenleeren Straße zweigen immer wieder kleine Wege zum Wasser hinunter ab. Auf den kleinen Schildern daneben stehen die Aufschriften …“Beach“…“Bay“…“Beach“. Ha, das gefällt den beiden. An einem der „Beach“-Schilder biegen sie ab und finden einen wunderschönen, einsamen weissen Sandstrand. Als dann auch noch kurz darauf die Sonne glutrot im Meer versinkt, bin ich richtig stolz auf mein Heimatland. Das ist ein Empfang, so gehört sich das! 😀
Bevor es richtig dunkel wird, düsen wir noch weiter bis in die Stadt Trat, wo die 2 in einem einfachen Bungalow und ich auf dem Parkplatz davor übernachte. Und natürlich – als erstes gehen die 2 Thai-Curry und Papaya-Salat essen. Wie könnte es auch anders sein. Als ich da so auf dem Parkplatz vor dem Bungalow vor mich hindöse und mit einem Lenker noch den beiden beim Pläne schmieden zuhöre, dachte ich, ich hör´nicht recht!
Klar, am nächsten Tag sollte es nach Bangkok gehen, soweit war ich eingeweiht. Aber dann – die beiden wollen mich loswerden?! Mich einfach so weiter verkaufen an irgendeinen Backpacker, der ihnen am besten noch mehr zahlt als das, was sie für mich hingeblättert haben? Nachdem ich sie über 4.000 Kilometer weit durch Laos, Kambodscha und Thailand kutschiert hab´? Also ne, Leute, so geht das nicht!!
Das wollen wir erst mal sehen. Als wir tags darauf in voller Fahrt über den Highway bei Phuket düsen, zeig´ich ihnen was ich von ihrer Schnapsidee halte. Die Diagnose: Gebrochene Speichen im Hinterrad. Uli fährt mich vorsichtig im Schritttempo 5 km zur letzten Werkstatt zurück, während Biene zu Fuß hinterher läuft. So ist das nämlich ohne mich. Da läuft hier gar nix -> bzw. jeder 😀 Von Hand schrauben die beiden in der Werkstatt von einem alten Rad Speichen ab und fummeln sie in mein Hinterrad. Die sollen ruhig schwitzen, pah. Aber alles streiken hilft nix – sobald die Speichen wieder dran sind, geht es zurück auf den Highway. Die Stunde Werkstattmiete und die neuen alten Speichen haben sie zusammen auch gerade mal 2,50 € gekostet.
Durch die Verspätung kommen wir punktgenau zur Rush Hour in Bangkok an. Wir müssen ungefähr einmal quer durch die Millionenstadt durch. Also Nasen zuhalten und auf in das Getümmel. Auf den verstopften Straßen schlängeln wir uns zwischen Tuk Tuks, Taxis, rasenden Bussen und riesigen Trucks durch und mehr als einmal wird es den beiden dabei etwas mulmig zumute. Ich hab´ Mitleid und benehm´ mich anständig. So kommen wir irgendwann tatsächlich in der Nähe der Khao San Road an, wo die beiden eine Unterkunft suchen wollen. Ganz versteckt in einer kleinen Seitengasse werden sie schließlich auch fündig. Gemütliche Zimmer, ruhige Lage (sogar mit kleinem Vorgarten), aber trotzdem nur 5 min zu Fuß von der Kao Sanh Road entfernt. Und in keinem Reiseführer oder online zu finden, stimmt hier auch der Preis. Wir checken ein und ich werde sicher im Innenhof abgestellt. Die beiden treffen sich zum Abendessen mit Steffi & Tobi, die aus dem gleichen bzw. dem Nachbarort von Biene stammen und ebenfalls auf Weltreise sind. So klein ist die Welt 😀
Nach einem lustigen Abend machen die beiden am nächsten Morgen Ernst: Flyer werden erstellt, auf denen ICH zum Verkauf angeboten werde:
Es scheint den beiden wohl Ernst damit zu sein, dass sie weiter in den Süden auf irgendwelche Inseln wollen. Pah! Und ich dachte, das wäre eine Langzeitbeziehung! Während Biene Flyer aufhängt, bringt Uli mich auf Hochglanz. Und dann heißt es warten. Die ersten 2 Tage meldet sich (vollkommen unverständlicherweise, schließlich bin ich erste Sahne) niemand und die beiden überlegen schon, ob sie mich vielleicht nicht doch behalten und mit mir weiter in den Süden Thailands und über Land nach Malaysia fahren wollen. Nur dass die Grenzregion politisch etwas unruhig ist, schreckt sie noch etwas ab.
Aber die Wartezeit überbrücken die beiden ganz gut. Biene geht auf ausgiebige Sightseeing-Tour und schaut sich neben dem reich geschmückten Königspalast auch den Wat Pho an. Dieser schöne Tempelkomplex birgt einen 20 m langen liegenden Buddha ganz aus Gold. War wohl recht beeindruckend.
Zusammen fahren die 2 auch noch mit dem Flusstaxi, von dem viele Backpacker nicht einmal wissen, dass es existiert. Und das, obwohl es noch günstiger ist als Bus fahren – Sightseeing inklusive. Und natürlich essen die 2 soviel leckere Streetfood, wie nur irgendwie in sie reinpasst. Scharfe Thai-Curry, Pad Thai, Thom Yam, Papaya-Salat – die beiden kriegen einfach nicht genug. Es schmeckt halt auch zu gut! Vor allem an dem einen, ganz besonderen Foodstall an der Ecke… 😉 Tolle Gesellschaft haben sie dabei auch noch, denn neben Steffi & Christo, die sie hier zum 3. Mal treffen und die auf ihren Tipp hin sogar im selben Hostel absteigen, lernen sie Afra & Helge aus Deutschland kennen, die ebenfalls gerade auf großer Reise sind und mit denen sie einige lustige Abende verbringen.
Dann steht in Bangkok auch noch der Kauf einer Action Kamera an. Hier werden sie auf dem chinesischen Nachtmarkt fündig. Dabei zicke ich nochmal ein bisschen rum, so ganz verziehen hab´ich ihnen noch nicht, dass sie mich loswerden wollen. Der Weg zum chinesischen Viertel sieht im Dunkeln auch ganz anders aus als im Hellen und da fällt es Uli gar nicht leicht, sich zu erinnern wo er denn nun nachmittags lang gefahren ist… Da bleib´ich dann einfach mal stehen. Ich streike. Benzin leer. Mitten im chaotischen Bangkok, zur Rush Hour und erstmal keine Tankstelle weit und breit in Sicht. Da hatten sie ganz schön dran zu knabbern… 😀 Und zu schieben 😀
Am 3. Tag dann kommt der Hammer: Die Köchin des kleinen Restaurants, in dem die 2 einen Happen zu Mittag essen wollen, sieht das „zu verkaufen“ Schild, dass auf Thai auf meinem Gepäckträger klebt. Und nachdem sie mich kurz von allen Seiten angeschaut hat, will sie mich auch sofort kaufen. Tja, in mich verliebt man sich leicht auf den 1. Blick!
Es wird kurz verhandelt, die beiden hauen tatsächlich Gewinn raus und ich werd´mal wieder gar nicht gefragt. Am nächsten Tag übergeben sie mich mit einem lachenden und einem weinenden Auge meiner neuen Besitzerin und fahren für ihre restlichen 4 Tage in Bangkok Tuk Tuk…
Mit den zwei hab ich was mitgemacht, ich kann´s Euch sagen! In 5 Wochen durch 3 Länder, durch den laotischen Dschungel, über die holprigsten Wege die man sich vorstellen kann, auf löchrigen Kähnen und wackeligen Brücken dutzende Male über den Mekong, bei Regen, Staubstürmen und gleißender Hitze gefahren und dabei mehr als 4.000 Kilometer durch Südostasien zurück gelegt. Man o man!
Jetzt genieße ich meinen ruhigen Lebensabend beim Bruder der Köchin zwischen den Reisfeldern von Chiang Mai. Wie langweilig. Ich werde die 2 Abenteurer vermissen. Hoffentlich darf ich bald mal wieder in den Dschungel 😀
Ich wünsche der mutigen Katze einen gemütlichen Lebensabend in dem sie von ihren Abenteuern mit
den beiden Backpackern träumen kann.
Das wünschen wir ihr auch – den hat sie sich nach den Wochen mit uns auch redlich verdient 🙂