Schließt einmal kurz die Augen und stellt Euch folgendes vor: schneeweisse Sandstrände und die türkis schimmernde Karibik…antike Stätten eines ehemals mächtigen Herrschervolkes…halb zerfallene Dschungelruinen…mit Süßwasser gefüllte Kalksteinhöhlen mitten im Wald…eine siebenfarbige Lagune…das weltweit längste unterirdische Flusssystem…

Könnt ihr es vor Euch sehen? Ja? Dann: Herzlich willkommen in Yucatan!

Die mexikanische Halbinsel, die den Golf von Mexiko vom karibischen Meer trennt, bietet all das. Da ist es kein Wunder, dass Yucatan die mit Abstand meistbesuchte Region Mexiko’s ist. Für uns war es nicht zwingend, dass wir hier gelandet sind. Wir hätten uns auch gut vorstellen können, Yucatan einmal im Rahmen eines Urlaubs aus zu bereisen. Denn Flüge von Europa nach Cancun gibt es schon ab 200 €. Aber auch der mit Abstand günstigste Flug von Havana aus geht Anfang Mai 2016 nach Cancun. Also ab nach Yucatan!

Ursprünglich wollten wir nach den 3 Wochen teils schnellen Reisens auf Kuba also zunächst ein paar ruhige Tage auf der Isla Mujeres oder der Isla Holbox verbringen. Aber durch die Erzählungen anderer Reisender ahnen wir, dass die Isla Mujeres uns gerade vieeeel zu touristisch wäre. Und unseren Traum vom Schnorcheln mit Walhaien rund um die Isla Holbox verwerfen wir nach etwas Recherche aufgrund der nicht gerade tierfreundlich scheinenden Methoden dort auch kurzerhand. (Mehr dazu hier) Stattdessen machen wir uns mit dem Bus auf ins Inland und fahren nach Valladolid. Valladolid ist eine schöne mexikanische Kleinstadt im Kolonialstil, wie wir zuvor schon mehrere in Mexiko´s Inland besucht haben. Das Stadtzentrum bildet üblicherweise ein begrünter Platz, auf dem sich in den lauen Stunden des Tages das öffentliche Leben abspielt und sich die Einwohner zum Flanieren, Flirten und Unterhalten treffen. An einer Seite der Plaza Mayor dominieren meist eine bis mehrere Kirchen das Stadtbild. Darum ziehen sich gepflasterte Einbahnstraßen, die von farbenfrohen, kolonialen Häuserfassaden gesäumt sind.

Valladolid gefällt uns recht gut. Es ist weniger vollgestopft und verkehrslastig als Oaxaca, die Luft ist gut und die Stadt hat genau die richtige Größe, um zu Fuß oder mit dem Fahrrad alle interessanten Plätze bequem erreichen zu können. Der Hauptgrund um nach Valladolid zu reisen aber ist seine Lage – es liegt geradezu perfekt, um von hier aus in Tagesausflügen antike Mayastätten und einige der schönsten Zenoten des Landes zu erkunden.

EK BALAM

Bevor wir uns Chichen Itza widmen, die ihrerzeit eine der bedeutendsten Mayastädte war, erkunden wir zuerst noch die weniger bekannte Mayastätte Ek Balam. (Danke für den Tipp, Steffi & Tobi!). Die Ruinen von Ek Balam sind im Gegensatz zu Chichen Itza nur teilweise restauriert und große Teile der Stadt sind nach wie vor von Dschungel überwuchert. Deshalb ist die Stätte auch viel kleiner als Chichen Itza und zieht weit weniger Besucher an. In unseren Augen ein großer Vorteil, denn so haben wir die Ruinen teilweise für uns allein. Auch ist es hier – anders als in Chichen Itza – noch erlaubt, durch und auf die Steinbauten hinauf zu steigen und so von den Dächern aus wie einst die Maya weit über das bewaldete Umland zu blicken. Da es hier ruhiger zugeht als in Chichen Itza fühlen sich in Ek Balam noch viele Vögel und Echsen wohl und wir können einige farbenfrohe und außergewöhnliche Exemplare beobachten. Da Ek Balam nicht ganz so groß ist, hat man an einem halben Tag gut alles gesehen.

TIPP: Wir empfehlen auf jeden Fall, die Ruinen früh zu besichtigen und rechtzeitig zum Einsetzen der Mittagshitze den Rückweg anzutreten.

CENOTEN X’KEKÉN und SAMULA

Zurück in Valladolid leihen wir uns Fahrräder aus, um zu den nahe gelegenen Cenoten X‘ Kekén und Samula zu radeln. Die Sonne brennt hier mittags unerbittlich und so ist eine Abkühlung im kühlen Nass genau das, wonach uns der Sinn steht. Cenoten sind dolinenartige Kalksteinhöhlen, die durch den Einsturz der Höhlendecken entstanden und mit Süßwasser gefüllt sind. In ganz Yucatan finden sich diese Höhlen, viele davon liegen versteckt in den Wäldern. Die beiden, die wir an diesem Tag besuchen, sind aber ziemlich bekannt und überirdisch schon sehr touristisch ausgebaut. Dafür sind sie aber unterirdisch wunderschön! Da nicht die kompletten Decken hinabgestürzt sind, kommen wir uns in beiden vor wie in unterirdischen Swimming Pools. Durch die Löcher in der Decke fällt beide Male ein Strahl natürlichen Sonnenlichtes und erhellt die Höhlen in blau-grünlichem Schummerlicht. Das Wasser ist glasklar und erfrischend – und sogar ziemlich viele Fische tummeln sich hier unten. So lassen wir uns fasziniert zwischen Lianen und Baumwurzeln auf dem Rücken treiben und genießen wieder mal die Wunder unserer Natur!

CHICHEN ITZA

Am nächsten Tag dann erkunden wir natürlich auch Chichen Itza. Herzstück der berühmten Mayastätte ist das meist fotografierte Bauwerk Mexiko’s: die Pyramide des Kukulcán. Auf der enorm weitläufigen Anlage befinden sich aber noch unzählige weitere Bauten wie das Observatorium, die antiken Spielstätten, verschiedene Tempel und Palastruinen. Die meisten Gebäude sind größtenteils restauriert und wiederaufgebaut, wodurch man sich gut vorstellen kann, wie die Stadt zur Zeit der Maya ausgesehen haben muss. Ansonsten weiß man aber leider sehr wenig über die Geschichte hinter Chichen Itza. Und so ranken sich viele Mythen um diese Stadt, die einst eine der bedeutendsten Stätten des Maya-Reiches war. Deswegen würden wir auch nicht unbedingt empfehlen, einen der zahlreichen wartenden Touristen-Führer anzuheuern, sondern eher dazu raten, bei einem Spaziergang die vielen Bauten einfach auf sich wirken zu lassen, sich dann in Ruhe auf einen Stein zu setzen und die faktischen Hintergründe im Reiseführer nachzulesen. Und auf jeden Fall schon gleich morgens bei Öffnung der Tore um 8 Uhr herkommen! Denn so gegen 11 Uhr kommen Scharen von Reisebussen mit Tagestouristen aus Cancun an und dann schieben sich die Massen im Gänsemarsch über das Gelände!

RIVIERA MAYA

Den gleichen Tipp geben wir auch zur Besichtigung der Maya-Ruinen in Tulum. Hier am besten gleich morgens ab 7 Uhr in Ruhe die Stätte besichtigen und anschließend ganz entspannt in die wunderschöne Bucht absteigen, solange die Massen sich über die Ruinen hermachen. Denn das Schönste an der Anlage ist eben diese Lage oberhalb dieser Bucht: die Mayastätte in Tulum thront direkt am Rande steil abfallender Klippen, darunter das blau leuchtende Meer der Karibik. Die Maya hatten wirklich ein Auge für Architektur mit Ausblick. Nicht umsonst wird dieser Teil der Karibikküste die Riviera Maya genannt.

Ansonsten hat uns der Ort Tulum definitiv nicht umgehauen. Eine sechsspurige Straße zieht sich durch das wenige Kilometer vom Meer entfernte Dorf und auf beiden Seiten reihen sich austauschbare Shops, Restaurants und Bars aneinander. Direkt am Meer reihen sich teure Boutique-Hotels mit großen Namen aneinander. Trotzdem zieht der Ort nicht nur einen beachtlichen Touristenstrom an, sondern auch viele Aussteiger, die sich hier niederlassen um Tattoo Shops, vegane Restaurants, hippe Hostels etc. zu eröffnen. Wir wären direkt weiter gezogen – wäre da nicht noch eines der professionellsten Yoga Studios unserer Reise gewesen und die Möglichkeit, die Cenoten zu betauchen…denn DAS wollte sich Biene auf keinen Fall entgehen lassen. Hat sie zum Glück auch nicht!

CENOTEN-TAUCHEN MIT Aquatic Tulum

Denn so haben wir die Ehre, Alejandro Alvarez Enriques kennenzulernen. Alejandro ist der Besitzer der ersten Tauchschule Tulum’s und selbst eine absolute Koryphäe unter den Höhlentauchern Mexiko’s. Vor wenigen Jahren hat Alejandro auf einer seiner Expeditionen mit dem National Geographic in die bis heute größtenteils unerforschten Tiefen des unterirdischen Flusssystems menschliche Überreste gefunden, die die Theorien über die globale Ausbreitung der Menschheit komplett über den Haufen warfen und ganz neue Erkenntnisse zuließen (mehr dazu hier). Eine sehr inspirierende Persönlichkeit. Alejandro nimmt Biene kurzerhand unter seine Fittiche und so bereitet sie sich nicht nur beim Yoga in dem von seiner Lebensgefährtin geführten Yogastudio bestens auf die Tauchgänge vor, sondern erfährt nebenbei noch viel mehr über das faszinierende Höhlensystem, als das in einer der zahlreichen anderen Tauchschulen möglich gewesen wäre. Fast wären wir sogar noch in das der Tauchschule angeschlossene Loft unter demselben Dach wie das Yogastudio umgezogen – das wäre die perfekte Kombination aus Yoga, Tauchen und Entspannung gewesen! Da wir aber nur wenige Tage bleiben wollten, lohnte es sich leider nicht mehr umzuziehen. Aber bei unserem nächsten Aufenthalt in Tulum würden wir nirgendwo anders einziehen als hier:

Mit Alejandro’s Neffe Alec als persönlichem Tauch-Guide geht Biene auf Erkundungstauchgang in die Cenoten. Zuerst fahren wir zur Grand Cenote. Diese ist außer einigen Felsüberhängen komplett offen und sieht somit aus wie ein natürlicher Süßwasserpool. Da die Cenote auch nicht besonders tief ist, wird sie von der Tauchschule gerne für den 1. Tauchgang angesteuert, um das technische Können des Tauchers einzuschätzen. Uli darf natürlich auch mit und erkundet die Cenote schnorchelnd, während Biene einige Meter tiefer durch die grünlich schimmernde Unterwasserwelt gleitet. Der 2. Tauchgang führt uns in eine andere, abgelegenere Cenote. Diese ist wie eine Grotte größtenteils geschlossen und nur an einer Stelle ist ein Einstieg möglich. Von hier geht es mit Taschenlampen ausgerüstet hinein in die Cenote. Da man ohne spezielle Ausbildung nicht in vollkommen geschlossenen Höhlen tauchen darf, behalten wir den gesamten Tauchgang über den Einstieg mit Tageslicht im Sichtfeld. Dennoch ist es fast rabenschwarz und das Tauchen hier wahnsinnig faszinierend. Und dass, obwohl es hier keine Fischschwärme oder farbenfrohe Korallen wie im Meer gibt. Dafür bilden massive Stalaktiten ein Labyrinth aus grotesk geformtem Fels. Durch die fehlende Strömung und das Süßwasser ist es außerdem, als würde man vollkommen schwerelos durch diese surreale Unterwelt schweben. Grandios!

Es gäbe rund um Tulum noch unzählige weitere besondere Cenoten wie Dos Ojos oder The Pit zu betauchen – aber da Biene zu diesem Zeitpunkt leider noch kein ausreichendes Tauchzertifikat besitzt, müssen wir das wohl oder übel verschieben und irgendwann noch einmal wiederkommen. 😉

LAGUNA BACALAR

Mit dem Bus fahren wir weiter in den Süden Yucatan’s. Obwohl unsere nächste Destination ein See ist, fühlen wir uns dort wie am Meer. Das liegt vor allem an den Farben der Laguna Bacalar – nicht umsonst wird diese das Meer der 7 Farben genannt. Von türkis über marineblau bis hellblau leuchtet das Wasser in den schönsten Farben der Karibik.

Die Laguna Bacalar gefällt uns gut und wir könnten es gut noch einen Tag an dem schönen See aushalten – finden im Umkreis aber leider keine Unterkunft, die uns preistechnisch überzeugt. Das ist leider ein Nebeneffekt des fortgeschrittenen Tourismus auf Yucatan – die Preise sind hier fast überall deutlich höher als im Rest des Landes. Und so verlassen wir Yucatan an diesem Abend nach einer Woche mit vielen neuen Eindrücken und machen uns mit dem Nachtbus auf den Weg nach  Chiapas in den hochlagigen Süden Mexiko’s.

 

4 Gedanken auf \"Yucatan – Mexiko´s karibische Maya-Prinzessin\"

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.