Gerade erst wird unser Ausreisestempel in den Pass gestempelt. Wir gehen ein paar Schritte über die Freundschaftsbrücke. Am nächsten Schalter bekommen wir unseren Einreisestempel und damit ist es auch schon so weit: wir sind in Thailand. Noch ohne konkrete Idee, wo wir als nächstes hinreisen möchten, gönnen wir uns am nahen Busbahnhof erst einmal ein leckeres Thai-Curry. Es sollte das Erste von vielen Weiteren sein 🙂

6 Stunden Busfahrt später erreichen wir gegen Mitternacht Chiang Mai. Wir sind überrascht, wie angenehm die Busfahrt ist. Im Vergleich zu Myanmar sind die Straßen fast futuristisch dreispurig ausgebaut, der Busfahrer trägt Anzug und Krawatte statt Blaumann und wir bekommen Decken und Wasser gestellt. Wir können schlafen, ohne in den Kurven aufzuwachen, weil wir fast aus den Sitzen rutschen. Wir fühlen uns ein bisschen wie in Disneyland. Ein Gefühl, dass uns bei unseren folgenden 3 Etappen in Thailand noch öfters überkommen wird. Denn im Vergleich zu den umliegenden Ländern ist Thailand das mit Abstand am weitesten Entwickelte.
In Chiang Mai angekommen, geraten wir am nächtlich verlassenen Busbahnhof einem geschäftstüchtigen TukTukfahrer in die Hände. Er fährt uns in die Stadt und da wir im Vorfeld verpasst hatten Preise zu checken, schlafen wir die erste Nacht in einem zwar netten, aber etwas überteuerten Hotel (natürlich geht eine Kommission an den Tuktukfahrer). Am nächsten Tag finden wir mit Kikie’s Home ein schönes, gut gelegenes Hostel in der Altstadt und ziehen um. Erstmal wollen wir ein paar Tage ausspannen – und vor allem nicht mehr Bus fahren 🙂

Wir erkunden zu Fuß die Altstadt innerhalb des historischen Stadtmauern mit Wassergraben, schlendern durch die engen Gassen und über den samstäglichen Nachtmarkt und saugen die thailändische Kultur auf – Thai-Curries, frisch gepresste Fruchtshakes und wohltuende Thai-Massagen inklusive. Abends wird aus der gemütlichen Hostel-Dachterrasse der Treffpunkt für alle geselligen Backpacker. Hier treffen wir neben anderen auf Nicky aus England, Ricky aus den USA und Alex aus Frankreich, mit denen wir einige lustige und lange Partynächte verbringen. Nach ein paar Tagen haben wir genug ausgespannt und die Reiselust kribbelt wieder in unseren Füßen.

PAI – das Hippiedorf am Fluss

Wir spielen bereits mit dem Gedanken, uns einen motorisierten Untersatz zu kaufen und damit auf eigene Faust durch Thailand, Laos und Kambodscha zu fahren. Quasi als „Testfahrt“ mieten wir uns für 5 Tage einen 125cc Motorroller. Damit fahren wir ins 80 km entfernte Pai. Das verschlafene Örtchen am Pai Fluss hat sich vor allem als Chill-out Ort unter den Hippies einen Namen gemacht.

Davor machen wir noch einen Abstecher ins „Tiger Kingdom“ einige Kilometer von Chiang Mai entfernt. Hier werden junge Tiger von Menschenhand aufgezogen. Für umgerechnet 10 € Eintritt können Touristen wahlweise zu den Teenager-Tigern (6-12 Monate), zu den fast ausgewachsenen Tigern (1,5 bis 2 Jahre) oder zu den erwachsenen Tigern in das Gehege und mit ihnen knuddeln. Um die ganz Jungen (3-6 Monate) zu besuchen, muss man etwas  mehr bezahlen. Wir entscheiden uns für die halbstarken zweijährigen Raufbolde und mit einem leichten Kribbeln in der Magengegend geht es nach einer kurzen Sicherheitseinweisung zusammen mit den Tierpflegern ins Gehege. Es ist ein aufregendes Gefühl, den gestreiften Raubkatzen mit den handgroßen Tatzen so nah zu sein. Auch wenn die majestätischen Tiger an Menschen gewöhnt sind, bleiben es doch wilde Raubtiere. Und wir würden nicht in ihrer Nähe sein wollen, wenn das Abendessen mal Verspätungen hat 😉

Über regnerische Bergpässe, steile Hänge und vorbei an zahlreichen Militär-Checkpoints fahren wir im Anschluss in 762 Kurven auf der berüchtigten Straße 109 von Chiang Mai bis nach Mae Hong Son an der Grenze zu Myanmar weiter nach Pai. Hier erwartet uns ein entspanntes Dörfchen am Fluss mit günstigen Unterkünften in der Nebensaison, einem wahren Schlemmerparadies als Nachtmarkt und einer Fußgängerzone. Für die erste Nacht nehmen wir uns einen schönen, aber abgelegenen Bungalow am Fluss, bevor wir ins Dorf umziehen. Wir erkunden mit dem Moped die tolle Gegend rund um Pai. Hier finden wir grüne Berghänge, Wasserfälle, Canyons, eine Brücke aus dem 2. Weltkrieg, Teeplantagen und ein chinesisches Dorf.

Biene erlebt bei Mam’s Yoga die schlechteste Yogastunde ganz Thailands und bucht bei Orchid’s den besten Kochkurs mit den leckersten Gerichten ganz Südostasiens (zugegeben, beides sind subjektive Wertungen 😉 ). Da es auch die anderen aus Kikie’s Partycrew in der Zwischenzeit nach Pai verschlagen hat, verbringen wir auch hier eine lange und lustige Bar-Nacht.

Bevor wir Pai wieder verlassen, wartet noch ein tierisches Highlight auf uns: wir gehen mit einem Elefanten schwimmen. Gemächlich reiten wir erst eine halbe Stunde auf dem bloßen Elefantenrücken schunkelnd zum Fluss, wo wir dann baden gehen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Der Elefant taucht sich mit uns fast komplett unter Wasser, spritzt sich und uns mit Wasser ab und versucht uns in spielerischer Freude sogar im Bach abzuwerfen. Ein nasser Spaß!

CHIANG RAI

Nachdem wir den Roller nach Chiang Mai zurückgefahren haben, heißt unser nächstes Ziel Chiang Rai. Diese Stadt im hohen Norden Thailand wird von vielen Reisenden nur als Durchgangsstation angesteuert. In der Tat besitzt Chiang Rai nicht die gemütliche Altstadt Chiang Mais, tagsüber wie abends ist recht wenig los, es hat nur wenige nette Budget-Unterkünfte und ein richtiges Stadtzentrum gibt es nicht. Wir bleiben dennoch 3 Tage hier, besuchen die lokalen Märkte, bereiten unsere Myanmar-Erlebnisse auf und besichtigen das bekannteste Bauwerk der Stadt, den weißen Tempel Wat Rong Khun. Dieser außergewöhnliche Wat wurde erst vor wenigen Jahren von einem Künstler der Stadt geschaffen und sticht mit seinen funkelnden Keramik- und Spiegelplättchen und seiner außergewöhnlichen Optik sofort ins Auge.

Das Goldene Dreieck

Als nächstes fahren wir in eine Gegend, die ab den 50ern bis in die späten 90er Jahre berühmt-berüchtigt war: das Goldene Dreieck. Hier im Dreiländereck von Thailand, Laos und Myanmar wurden mehr als 90% des weltweit konsumierten Opiums angebaut, gehandelt und auf verschlungenen Wegen in alle Welt exportiert. Diese Zeiten sind aber – zumindest offiziell – längst vorüber. Heute wird die Region unter dem Namen Goldenes Dreieck touristisch vermarktet. Was früher das Opium war, soll nun der Tourismus werden. Vor allem auf asiatische Besucher mit Hang zum Glücksspiel wird als neue Haupteinnahmequelle gesetzt. Wir besuchen die „Hall of Opium“, das interessante Museum über die Geschichte des weißen Goldes und schauen an der Flussmündung des Ruak in den Mekong, an der die 3 Länder keine 100 Meter voneinander entfernt liegen, hinüber nach Laos und Myanmar – interessanterweise liegt genau hier die burmesische Region, die bis heute für Ausländer gesperrt ist. Offiziell wegen Unruhen mit Rebellen der Minderheiten in der Grenzregion. In der Hall of Opium erfahren wir, dass Myanmar neben Afghanistan heute mit zu den weltweit größten Opiumproduzenten gehört (dicht gefolgt von Laos, wo das Rauchen des Schlafmohnes vor allem bei den Bergstämmen eine lange Tradition hat).

Unsere letzte Station auf dieser Seite des Mekongs heißt Chiang Khong. Die zweistündige Fahrt von Chiang Saen legen wir im bisher ausgefallensten Gefährt unserer Reise zurück – im Streifenwagen der Touristenpolizei…

Nein, wir hatten nichts verbrochen – und Opium hat dabei auch keine Rolle gespielt! 😀 Allerdings fahren die Chongsaews (die lokalen Nahverkehrs-Sammeltaxis) die Strecke erst ab, wenn sie voll sind. Und von 7 Uhr morgens bis 10 Uhr morgens waren wir die einzigen, die nach Chiang Khong wollten. Als wir dann beschlossen unser Glück per Anhalter zu probieren und gerade die thailändischen Schriftzeichen auf ein Blatt Papier malten, hielt neben uns ein Streifenwagen, der zufällig in die Richtung fuhr.
In Chiang Khong angekommen, ließen wir uns zum Grenzübergang fahren und verließen Thailand auf die gleiche Art, wie wir eingereist waren: über eine Freundschaftsbrücke.

Unser Fazit:

Der Norden Thailands ist landschaftlich schön. Er ist aber nicht (mehr) so wild und ursprünglich, wie wir uns das vorgestellt hatten. Die schnelle Entwicklung des Landes, das seit 2011 offiziell nicht mehr als Entwicklungsland gilt, ist an den ausgebauten Straßen, den überall auffindbaren 7/11 Drogeriemärkten und durchgehender touristischer Infrastruktur zu erkennen. Uns hat es trotzdem gefallen. Ach ja, und die Thai-Curries schmecken ganz ausgezeichnet 😉

6 Gedanken auf \"Der Norden Thailands – Zuhause von Tigern, Elefanten und Hippies\"

  1. Krass, das ist echt der Wahnsinn, was ihr alles erlebt! Wollten uns nur mal melden, damit ihr wisst, dass wir regelmäßig gerne mitlesen 😉
    Euch weiterhin alles Gute, viele spannende Erlebnisse und bleibt gesund!
    LG Larissa & Martin

    1. Hi ihr Beiden,
      schön von Euch zu lesen und dass ihr auch mitreist!
      Wir wünschen Euch noch ein gutes neues Jahr und falls ihr uns Australien-Tipps habt – gerne her damit 🙂
      LG aus Sydney

  2. Ich würde auch gern mit einem Tiger kuscheln, hab beim anschauen der Bilder den Stubentiger im Arm
    und freue mich darauf irgendwann ein selbstgekochtes Thaigericht probieren zu dürfen!

    1. Au ja, da machen wir dann gleich ein ganzes Menü mit thailändischen Leckereien – inklusive der leckeren Suppe, für die es vor unserer Abreise ja leider nicht mehr gereicht hat!
      …wir hoffen, Du kannst Dich aber noch eine Weile gedulden 😉

    1. Lieber Linus,
      ja das sind echte Maden. Wir haben sie nicht selbst aus der Erde gebuddelt, aber die Einheimischen graben sie aus der Erde aus und sammeln sie in Flaschen ein. Das machen sie auch mit Würmern, Käfern und sogar mit Spinnen. Das sind hier ganz besondere Delikatessen 🙂
      Der Elefant fühlt sich ganz anders an als eine Katze oder ein Hund. Er hat eine kühle, dicke Haut und die ist nicht glatt, sondern eher rissig und ganz trocken. Und der Rüssel kitzelt 🙂
      Ganz liebe Grüße,
      Gotte & Uli

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